Essay-Reportage-Dichtung
- Artikel aus den Monaten Dezember/Januar -

Inhalt:
Die zwei Detektive: Abenteuer im Berghotel
Die zwei Detektive und der doppelte Bankraub
Stehe auf, nimm dein Bett und wandle!
Weihnachten 2187
Grüne Weihnachten



Die zwei Detektive Bd.II:
Abenteuer im Berghotel
- von André Brinkop -
Garbsen, 14.2.2004 - Die zwei Detektive sind zwei Jungen namens Peter Leopardingen und Oiver Oberthür. Peter ist 15 Jahre alt und Oliver ist fast 15 Jahre alt. Das Buch, das ich vorstelle, ist der zweite Detektiv-Band meines Mitschülers Nils Frederik Dickmann . Der erste Band heißt: "Die zwei Detektive und der doppelte Bankraub". 

In diesem zweiten Band geht es darum, dass Peter an einem Preisausschreiben teilnimmt, bei dem man eine Woche wunderschönes Wohnen in einem vier Sterne Hotel der Schneitzler Hotelkette für zwei Personen gewinnen kann. Oliver sagte ihm, dass man in solchen Sachen nie etwas gewinnt, aber da hatte er sich geirrt, denn schon am nächsten Tag erfuhr Peter, dass er am folgenden Morgen mit Oliver in die Berge fahren konnte.
Kaum waren sie im Hotel angekommen, gingen sie schon draußen auf die Aussichtsplattform, von der aus sie mit einem Fernglas ins Tal blicken konnten. Plötzlich sahen sie einen Mann neben einem steilen Berg liegen. Sie vermuteten, dass er beim Klettern abgestürzt sei. Sekunden später waren sie bei dem Mann angekommen. Es stellte sich heraus, dass der Mann Herr Schneitzler, der Besitzer der Hotelkette ist. Sie halfen ihm ins Hotel zu gehen und lernten ihn dabei kennen. 
An einem Abend, als sie mit Herrn Schneitzler an einem Tisch saßen, sagte er, er habe seine Tabletten im Auto liegen lassen und er ginge sie eben holen. Als er sehr viel später immer noch nicht zurück kam, ging Peter ihn suchen. In der Tiefgarage fand er einen Zettel, auf dem stand: "Wir haben Edward Schneitzler! Fünf Millionen Euro soll uns sein Leben wert sein! Keine Polizei! Wenn gezahlt wird, lassen wir ihn frei, wenn nicht können wir für nichts garantieren! Wir melden uns wieder!". 
Auf der Suche nach dem Millionär erlebten die beiden Detektive eine Menge Abenteuer z.B. eine Geiselnahme im Hotel und sie lernten den verrückten Otto Rillzen kennen.

Ich finde, das Buch ist sehr spannend geschrieben. Besonders die Szene mit Otto Rillzen ist sehr interessant, weil so viel Technik darin vorkommt. 

Mein erstes Buch ist wieder da:
Die zwei Detektive und der doppelte Bankraub
- von Nils Frederik Dickmann -
Als Peter und Oliver nach dem Schwimmen in einem Café sitzen, beobachten sie, wie auf der anderen Straßenseite eine Bank überfallen wird. Sie verständigen die Polizei, die sehr schnell kommt. Die Verbrecher hauen aber kurz vor Eintreffen der Polizei ab. Als Peter und Oliver am nächsten Tag zur Polizei fahren wollen, erhält Peter einen Anruf. Der Anrufer, der scheinbar einer der Bankräuber ist, droht den beiden mit dem Tod, wenn sie Anzeige bei der Polizei erstatten. Als sie später in Olivers Zimmer sitzen, bittet dessen Mutter die beiden, Geld zur Bank zu bringen. Kaum bei der Bank angekommen, wird auch diese überfallen. Aber der Bankräuber stolpert und schlägt sich so hart den Kopf an, das er bewusstlos wird. 
Oliver Oberthür
Peter Leopardingen
Auf dem Heimweg werden die beiden fast von einem Auto überfahren. Olivers Fahrrad ist nur noch Schrott. 
Sie haben herausgefunden, dass die Bankräuber in einer Villa im Wald wohnen und wollen das Gebäude beschatten. Sie sehen die Typen und Peter schießt Bilder von ihnen. Als die Männer den Raum verlassen, dringt Peter in das Haus ein, wird aber erwischt. Die zwei Detektive können aber türmen. 
In der Nacht werden die beiden von den Bankräubern überfallen, aber Peter kann diese in die Flucht treiben. Oliver ruft die Polizei, die so schnell da ist, dass die Bankräuber gefasst werden können.
Das Buch ist erhältlich zum Selbstkostenpreis von 5,00 € zzgl. Porto.
Bei Interesse E-Mail an: nils_frederik_dickmann@web.de
Leseprobe
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Krippenwege in der Kirchengemeinde Horst:
Stehe auf, nimm dein Bett und wandle!
- von Gilda Siebert-
„Stehe auf, nimm dein Bett und wandle!“, so Jesus zu dem Gelähmten in Kapernaum. Da schon alle Straßen verstopft waren und die Kranken kaum noch zu Jesus vorstoßen konnten, hatten vier Männer ihren Freund durch das Dach des Hauses herabgelassen, um ihn von Jesus heilen zu lassen... 
- Die Kinder der Horster Kirchengemeinde haben diese und andere Szenen aus dem Leben Jesu nachgebaut.  Natürlich darf auch der Stall von Bethlehem auf dem Lebensweg Jesu nicht fehlen...

 Die ‚Krippenwege‘ der Kinder, die zur Zeit am Frühkonfirmanden- Unterricht nach dem ‚Hoyaer Modell‘ teilnehmen, werden ab dem 1. Weihnachtsfeiertag im Vorraum der Kirche ausgestellt. Sie bildeten bereits am vergangenen Mittwoch (15.12.) ein festlich von Kerzenschein beleuchtetes Ensemble im Gemeindehaus der Garbsener Kirchengemeinde Frielingen- Horst- Meyenfeld.

Kinder der 4. Schulklassen treffen sich beim ‚Hoyaer Modell‘ einmal wöchentlich für etwa anderthalb Stunden in kleinen Gruppen privat oder im Gemeindehaus. Es unterrichten Eltern, die sich dazu bereit erklärt haben und regelmäßig mit dem Pastor die einzelnen Stunden vorbereiten. Etwa alle zwei Monate finden sich alle Gruppen zusammen und stellen ihre Ideen und Arbeiten vor. Es wird gesungen, über bestimmte Themen aus der Bibel und aus dem Alltag der Kinder gesprochen. Man isst gemeinsam und schließt den Kreis mit einem Gebet. 
Die Kinder besuchen sonntags den Kindergottesdienst, der seit Kurzem für sie gemeinsam mit dem Hauptgottesdienst in der Kirche beginnt. Seine Fortsetzung findet der Kindergottesdienst dann vor Beginn der Predigt im Gemeindehaus. 

Rückmeldungen von Kindern unserer Gruppe zeigen mir, dass der Frühkonfirmanden- Unterricht so eine gelungene Form gefunden hat, in der sich Kinder neugierig und engagiert mit Gott und Jesus auseinander setzen können. 

Im Alter von etwa 13 Jahren können Kinder, die an diesem Frühkonfirmanden- Unterricht teilgenommen haben auf den Vorkonfirmanden- Unterricht verzichten und nehmen nur noch am Hauptkonfirmanden- Unterricht teil. Zwischenzeitlich bietet die Gemeinde die Teilnahme an Jugendgruppen an.

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Zur Einstimmung:
Weihnachten 2187
- von Nils Frederik Dickmann -
Es war der 23. Dezember 2187. In der Familie Lektro war der Teufel los. Die Mutter war dabei, den Weinachtsbaum aufzustellen, die Kinder hängten die kunterbunten Leuchtsterne auf, und der Vater postierte draussen am Haus die Lichtschläuche.
"Weinachtsbaum, komm zu mir!", rief die Mutter in Richtung Abstellkammer. Die Abstellkammertür ging auf und der zusammengeklappte Weinachtsbaum fuhr hinaus. "Ins Wohnzimmer!", befahl die Mutter. Der Weihnachtsbaum fuhr ins Wohnzimmer und blieb direkt hinter der Tür stehen. "Kannst du dir denn nie merken, wo du hingehörst?", schimpfte sie und quetschte sich an dem Baum vorbei. "Hierhin!", brüllte sie den zusammengeklappten Weihnachtsbaum an. Der fuhr auch gleich willig zu dem ihm befohlenen Platz. Die Mutter trat einige Schritte zurück - zufrieden war sie aber immer noch nicht: "Noch etwas weiter nach links! Das war zuviel! Wieder etwas nach rechts!" In dem Moment kam der Vater herein. Er war mit dem Aufhängen der Lichtschläuche mit zwei kleinen frisbischeibenartigen Robotern schneller gewesen. "Ach Laktro! Nächstes Jahr müssen wir unbedingt einen neuen Weihnachtsbaum kaufen!" Der hier ist so veraltet!", stöhnte die Mutter. "Ja, Lektra! Das können wir machen", erwiderte der Vater. Jetzt war die Mutter endlich mit dem Stand des Weihnachtsbaumes zufrieden. "Ausklappen!", befahl sie. Der Baum klappte seine Äste aus und schaltete die vielen bunten Lichter auf seinen Zweigen an. "Lichter aus!", brüllte sie tobend vor Wut. "Lektri, Liktro, seid ihr endlich mit dem Aufhängen eurer Leuchtsterne fertig?", rief die Mutter. "Nein, Mama! Lektris Robot streikt!" entschuldigte Liktro sie. "Beeilt euch aber! Wir wollen noch eine Spazierfahrt machen!", ermahnte Laktro, der Vater. 
Einige Minuten später war es dann soweit. Alle stiegen in ihre Airscooter und flogen durch die erleuchteten Straßen. Überall flackerten bunte Lichter. "Ist das schön!", schwärmten die beiden Kinder . Als sie weiter raus auf einen Berg fuhren, sahen sie, dass über der Stadt eine riesige Lichtglocke stand. Einige Zeit später waren sie wieder zu Hause und die Kinder wurden ins Bett geschickt.

Der neue Tag brach an: Heiligabend! Lektri und Liktro konnten kaum auf den Abend warten. 

Endlich war es soweit! Es war siebzehn Uhr fünfundfünfzig. Um achtzehn Uhr sollte es losgehen. Sie standen vor der Wohnzimmertür und warteten darauf, dass ihre Eltern sie hereinließen. Diese waren so nett und öffneten schon um siebzehn Uhr neunundfünfzig die Tür. Punkt achtzehn Uhr standen alle vor dem festlich beleuchteten Weihnachtsbaum, unter dem die bunt verpackten Geschenke lagen.
Elektra, die Mutter wollte gerade damit beginnen, die Päckchen auszuteilen als alles Licht erlosch.und die Musik vom CD-Player verstummte - totaler Stromausfall! "Oh nein! Was ist denn jetz los?", kreischten Liktro und Lektri. "Es ist der Strom ausgefallen. Wir und alle anderen Bewohner der Stadt haben mehr Strom verbraucht als das städtische Elektrizitätswerk liefern kann. Das habe ich das letzte Mal vor fünfundvierzig Jahren erlebt", erklärte der Vater.

Alle überlegten, was sie tun könnten, damit es nicht mehr ganz so dunkel wäre. Da kam der Mutter eine Idee: "Meien Uroma hat mir mal erzählt, daß sie zu ihrer Kindheit immer so lange Stäbe auis Wachs mit einem Faden darin angezündet haben. Mir fällt nur im Moment nicht ein, wie sie heißen. Ach ja! Kerzen! Und echte Tannenzweige haben sie sich ins Zimmer geholt! Im Keller sind, glaube ich, sogar noch einige dieser Kerzen." "Au ja! So machen wir´s!", waren sich alle einig. Lektri und Liktro holten Tannenzweige aus dem Garten und die Eltern Lektra und Laktro kramten die Kerzen hervor.

Einige Minuten später saßen wieder alle zusammen, und die Kerzen brannten. Nun teilte die Mutter endlich die Geschenke aus. Da rief Lektri plötzlich: "Die flackernden Kerzen und die duftende Tanne, einfach toll! So schön hatten wir es noch nie! Die Kerzen sind ja viel schöner als die ganzen bunten elektrischen Lichter!" "Ja, du hast Recht! Es ist einfach herrlich!" stimmte ihr ihr Bruder Liktro zu. Und so kam es, das die Familie Lektro Weihnachten nur noch mit Wachskerzen und echter Tanne feierte. 
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Eine Nikolausgeschichte:
Grüne Weihnachten
- von Christian Wahnschaffe-

Diese Geschichte ist nur ein böser Traum,
und dass der mal wahr wird, glaube ich kaum;
denn schon setzen sich Menschen dagegen zur Wehr,
und jeden Tag werden es mehr!

Hannes Wader ca. 1973


Ihr glaubt doch nicht etwa, Kinder, dass es nur einen Nikolaus oder Weihnachtsmann gibt?! Der würde das doch nie schaffen, alle Kinder der Welt, oder wenigstens alle, die Weihnachten feiern, zur gleichen Zeit mit Geschenken zu versorgen. Stellt Euch vor, mit welchem Tempo er da durch den Himmel und über die Erde rasen müsste. Da würden die Kufen so heiß, dass der Schlitten ganz schnell zu brennen anfinge, und dann wäre es aus mit den Geschenken. Also, ein hl. Nikolaus reicht nicht, nicht mal für Rosenheim (oder Garbsen) – für Thansau (vielleicht so groß wie Meyenfeld) vielleicht gerade. (Hier hat die Redaktion zwei Anmerkungen gemacht.)

Ähnlich wie bei den Nikoläusen müsst ihr euch das auch mit den Wintern vorstellen. Auch da gibt es viele, die sich darin unterscheiden, ob sie am Nordpol, bei uns in Mitteleuropa oder vielleicht in Nordafrika wintern sollen (nur am Äquator gibt es gar keinen Winter). Und selbst für uns in Deutschland stelle ich mir  mehrere Winter vor, je nachdem, ob sie ihr Winterwetter an der Küste, in Hannover oder bei uns in Bayern fabrizieren.

So viel vorweg!

In diesem Jahr hatte es in der Gegend um München bereits Ende Oktober zum ersten Mal geschneit. „Das gibt einen langen Winter“, dachten die Leute. Aber da hatten sie sich getäuscht! Schon Anfang November war das Wetter wieder so angenehm, die Temperaturen so hoch, als ob der Herbst gerade erst angefangen hätte. Und wenn nicht die bunten Blätter an den Bäumen und die früh einsetzende Dunkelheit gewesen wären, dann hätte man meinen können, es sei Spätsommer.

Noch wunderten sich die Leute nicht. Das gab es doch öfter, warme Tage Anfang November. Aber es sollte viel schlimmer kommen! Am 10. November war es so warm geworden, dass die Schulkinder morgens ihre Anoraks und Mützen zuhause ließen, obwohl manche Mütter ihnen das mit dem Argument „Es ist schließlich November!“ verbieten wollten. Am 15. hatten auch die letzten Erwachsenen begriffen, dass dies der wärmste, nein der heißeste November seit Beginn der Temperaturmessungen (und die gibt es immerhin schon seit fast zweihundert Jahren) werden würde. 25 Grad im Schatten wurden an diesem Mittag gemessen. „Wenn das so weiter geht, müssen wir bald Hitzefrei geben“, überlegten die Schulleiter.

Die Restaurants hatten natürlich schon längst die Tische auf ihren Terrassen aufgestellt, die Leute tranken im Freien nicht nur Bier und Apfelsaft, nein, sie mussten sogar ihre Gläser zudecken, weil die Wespen plötzlich wieder da waren. Die Biergärten hatten bis in den Spätnachmittag hinein geöffnet, und die Eismacher, die, wie jedes Jahr, schon heim in die Dolomiten gefahren waren, kamen schnell zurück, machten die Eisdielen wieder auf und erlebten einen zweiten Frühling. Natürlich spielten auch die Pflanzen verrückt. Einige begannen, völlig zur Unzeit, Knospen auszutreiben und fingen bald sogar an zu blühen. Nur die Zugvögel waren im Süden geblieben. 

So richtig freuen an der überraschenden Wärme taten sich eigentlich nur die Menschen, die einen Nutzen davon hatten, also z.B. die Wirte und Eisverkäufer. Den anderen wurde die Hitze von Tag zu Tag unheimlicher. Die Fahrer der Autos für den Winterdienst standen zwar jeden Morgen um drei Uhr auf, aber dann legten sie sich ganz schnell wieder ins Bett, weil es heute ganz bestimmt keinen Schnee zu räumen und kein Salz zu streuen geben würde. Die Ölverkäufer blieben auf ihren Vorräten, die sie für einen kalten Winter eingebunkert hatten, sitzen, und die Ladenbesitzer, die Winterkleidung und Skier verkaufen wollten,  schauten betrübt drein, als bei ihnen wieder T-Shirts und Federballspiele verlangt wurden. Die Gemeindeverwaltungen waren froh, weil die Heizung ihrer Gebäude und das Streugut für den Winterdienst dieses Jahr nicht so zu Buche schlagen würden wie sonst, sie überlegten sogar, ob sie die Freibäder wieder aufmachen sollten, ließen es dann aber bleiben, weil das zu kompliziert gewesen wäre. An den Badeseen jedoch herrschte – zumindest über Mittag – Hochbetrieb. Das Wasser war angenehm warm geworden. - Ganz schlimm ging es den Betreibern von Skiliften und den Wintersportorten, die Veranstaltungen absagen mussten, weil es selbst für den Kunstschnee aus den Schneekanonen zu warm war. Die Wintersportfans mussten umbuchen und fuhren nach Finnland oder Kanada.

Beim Verband bayerischer Nikoläuse, dem, wie ihr vielleicht wisst, außer Kramperln auch die schwäbischen Klausen, die Perchten, die oberfränkischen Pelzmärtel und sogar etliche niederbayerische Habergoassen angehören, begann sich Unruhe breit zu machen. „Wenn das so weitergeht“, seufzte der Verbandspräsident, ein agiler, noch junger hl. Nikolaus aus Berchtesgaden, „dann müssen wir in diesem Jahr auf die Auftritte mit Schlitten und Rentieren verzichten, und auch unsere Dienstkleidung dürfte viel zu warm sein!“. Was das letztere betraf, so hatte sich allerdings der Spezialhandel „Nikolaus und Osterhase“ in Unterhaching bereits auf die neue Situation eingestellt und warb in ganzseitigen Anzeigen in der „Weihnachtszeitung“ (WZ) für leichte und dennoch schmückende Importware aus Singapur.

Wo aber blieb der Winter?

Der oberbayerische Winter lag schon seit ein paar Wochen in seiner Eishöhle auf dem Wendelstein und schnarchte. Er war nicht allein. Nach seinem furiosen Auftritt, Ende Oktober, hatte er seine Kollegen aus den übrigen bayerischen Regierungsbezirken und aus den Nachbargebieten Vorarlberg, Tirol und Salzkammergut per Handy zu einer Besprechung eingeladen, und sie waren tatsächlich alle gekommen. Nachdem sie eine Weile über die Klimaveränderungen geklagt und darüber gejammert hatten, wie viel schwerer es jedes Jahr würde, so richtig zu wintern,  hatten sie sich entschlossen, in einen unbefristeten Warnstreik zu treten, sich großzügig einige Runden Whisky on the rocks genehmigt und waren dann eingeschlafen.

Anfang Dezember war das Chaos perfekt. Die Kerzen an den Adventskränzen wurden bei der herrschenden Wärme weich und begannen sich zu biegen. Die Bildzeitung forderte die bayerische Staats- und die Bundesregierung auf, endlich was zu unternehmen, denn man habe schließlich ein Recht auf einen anständigen Winter. Was sollte dann aus Weihnachten werden? Nur die „Grünen“ äußerten eine gewisse Befriedigung, hatten sie doch schon immer davor gewarnt, dass es einmal so kommen könnte.

Wer am wenigsten mit der Situation zurecht kam, das waren die Kinder! Die hatten längst genug vom Sommer. Die wollten endlich mal wieder richtige Kälte spüren, wollten Eis laufen und Schlitten fahren. Sie sehnten sich aber auch danach, abends in der warmen Stube zu sitzen, ihren Müttern und auch den Vätern zuzuhören, wenn die von früher und von ihrer eigenen Kindheit erzählten. Sie hatten vielleicht noch am ehesten ein Gespür für die Freuden der Adventszeit, ließen sich am wenigsten von der Hektik anstecken, die bei den Erwachsenen durch das außerordentliche Wetter noch verstärkt wurde. Sie trauerten unter einander, fragten auch schon mal vorsichtig ihre Großeltern, ob es das jemals gegeben habe, eine Vorweihnachtszeit wie ein Sommer. Die Großeltern schüttelten betrübt den Kopf, schienen zunächst ratlos.  Aber dann waren da zwei oder drei Großmütter und ein ganz alter Opa, die setzten sich mit den Kindern zusammen und berieten, was man machen könnte.

Als erstes erfuhren die Kinder, dass zumindest sie nicht schuld waren an der plötzlichen Klimaveränderung. Vorsichtig wurde ihnen erklärt, dass der Winter sich wohl habe zurückziehen müssen, weil die Luft immer schlechter, die Flüsse immer wärmer geworden seien. Aber zugleich wurde in ihnen ein Keim der Hoffnung gepflanzt, dass es noch anders werden könne. „Wenn ihr es schafft, die richtige Lösung zu träumen, dann gibt es vielleicht Rat“. Und so machten sie sich denn auf den Weg der Träume.

In der Nacht vom 5. auf den 6. Dezember hatten dann plötzlich mehrere Kinder den gleichen Traum. Es erschien ihnen ein alter Mann, der ein wenig so aussah wie der Opa, ein wenig aber auch wie ein großer Beschützer. Als sie sich am anderen Morgen darüber unterhielten, meinten einige, und das waren nicht nur die Jüngsten, dieser alte, mächtige Mann müsse der wirkliche heilige Nikolaus gewesen sein, nicht so eine Kopie, wie sie zu Hunderten durch die Straßen liefen, so dass man mehrere gleichzeitig sehen konnte und ganz die Orientierung verlor.

Dieser Heilige riet ihnen, sie sollten aufbrechen zum Wendelstein,  den Winter und seine Genossen wecken und sie bitten, mit ihrem Streik aufzuhören, weil sie, die Kinder und die Natur die winterliche Ruhe, aber auch die winterlichen Erlebnisse und Erfahrungen dringend bräuchten. „Wenn ihr euch auf den Weg macht, so werden euch zwei Frauen begleiten, die eine, euch den Weg zu zeigen, die andere, euch zu leuchten!“

So kam es, dass sich einige Tage später, ganz ohne Verabredung, eine große Schar Mädchen und Jungen zu Beginn der Abenddämmerung am Fuße des Wendelsteins versammelten. Sie hatten ihre Musikinstrumente mitgebracht, aber auch Fackeln, die ihnen auf dem Weg leuchten sollten. Der Weg war weit, und vom Wind gingen die Fackeln immer wieder aus. Anfangs folgten sie dem breiten Fahrweg, aber der hörte irgendwann auf und sie kamen in schwieriges Gelände. Da traten tatsächlich zwei Frauen zu ihnen und gaben ihnen das Geleit. Und während die heilige Barbara sie zum Eingang der Eishöhle führte, ließ es die heilige Lucia dort fast taghell werden.

Als die Kinder ihre Flöten und Geigen, ihre Gitarren und Hackbretter auf einander abgestimmt hatten, begannen sie, ganz zaghaft erst, dann aber immer sicherer und kräftiger zu spielen und zu singen. Nicht lange, so schmolz das Eis am Eingang der Höhle, das Tor ging auf und heraus traten, einer nach dem anderen, die Winter. Sie warten von dem Spiel so gerührt, dass sie dicke Tränen weinten, die ihnen über ihr Gesicht in die grauen Bärte rollten, wo sie als Eiskristalle hängen blieben. 

„Geht nach hause!“ sagte einer der Winter zu den Kindern, „ihr braucht eure Wünsche gar nicht mehr vortragen. Wir wissen schon, weshalb ihr gekommen seid! Euch soll geholfen werden!“

Tatsächlich wurde es ein paar Tage vor Weihnachten erst kühl und dann richtig kalt. Der Wind frischte auf, und der Himmel, der lange Zeit, außer während einiger Wärmegewitter, strahlend blau gewesen war, bezog sich. Als die Kinder mit ihren Eltern aus den Weihnachtsgottesdiensten und Christmetten kamen, spürten sie die ersten weichen Schneeflocken auf ihrer Haut. Und als sie am Weihnachtsmorgen aus dem Fenster sahen, war draußen alles weiß und dick verschneit.


 

Essay, Reportage und Dichtung im LeineBlick Hannover:
In dieser Rubrik ist sowohl Raum für Ihre Gedanken, Geschichten und Gedichte
als auch für besondere Reportagen, Reiseberichte und Monographieen
Was hier erscheint, hat gute Chancen im Archiv zu überleben; so z.B.:
Reiseberichte aus aller Welt
Berichte aus Afghanistan
(regelmäßig seit September 2001)
Wein-Brevier
Stammzellenforschung
Peter Hübotter
Bauen & Energie
(z.B. Serien zu Passivhaus - Niedrigenrgiehaus, Schimmelpilzbildung u.s.w.)
PC & Internet
650 Jahre Garbsen-Frielingen
Garbsen-Meyenfeld: Chronik & Dorfentwicklung
Serie: Benno - Die Gedanken eines Welsh-Terriers

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