Kultur im LeineBlick
Januar-Archiv
- Artikel aus den Monaten März bis Mai 2003 -
Juni-Archiv

Inhalt:
Frei nach Faust: Herschelschule Garbsen spielt Zwischen Himmel und Hölle
Henning Pawel liest in der OS Nikolaus Kopernikus
Manfred Witte - Verführung zum Lesen
IGS Garbsen: Komödie nach Heinrich Mann stößt auf geteiltes Echo



Frei nach Goethes Faust:
Herschelschule Garbsen Zwischen Himmel und Hölle
- von Kristina Elsner -

Am 27.05.2003 führten Schülerinnen und Schüler der Caroline- Herschel- Real- Schule unter der Leitung von Eva Brigitte Gapsch und Dieter Köbe das Theaterstück „Zwischen Himmel und Hölle“ auf. Die Schüler und Schülerinnen benutzten als Vorlage Goethes „Faust“ und entwickelten die Szenen und Dialoge selbst. 


(Sandra Paschel, Jennifer Wulfhorst, Marina Schneider)

Das Stück ist in fünf Akte unterteilt. Der erste Akt spielt im Himmel. Drei Erzengel halten Wache vor den Pforten des Himmels. Da kommt Mephisto (auch Teufel oder Satan genannt) zu „Besuch“. Er schließt mit Gott eine Wette ab, dass er einen guten Menschen zum Bösen verführen kann. Seine Wahl trifft auf Dr. Heinrich Faust.

Im zweiten Akt besucht Mephisto (Elvira Rach) den alten Dr. Faust (Christin Breyvogel) und schließt mit ihm einen Blutsvertrag. Mephisto soll Faust alle seine Wünsche erfüllen. Im Gegenzug dafür verspricht Faust dem Mephisto seine Seele. 
Als erstes möchte Faust wieder 20 sein und die große Liebe treffen. Sein Wunsch geht in Erfüllung und schon bald trifft der junge Faust (Mesut Koc) Gretchen. Er ist vom ersten Augenblick an in sie verliebt. Aber sie ist das bravste Mädchen in der Stadt, deshalb muss er Mephisto zu Rate ziehen. 

Mit Teufels Hilfe und durch Marthes (Christin Wilson) Dienste bekommt er Gretchen  (Walerija Iglinska) rum, lässt sie aber bald sitzen...

...und vergnügt sich mit den Hexen in der Walpurgisnacht...

Gretchen bekommt ein Kind, das sie aus Verzweiflung umbringt. Faust besucht sie im Gefängnis und will sie mit Teufels Hilfe retten. - Aber Gott gewinnt schließlich die Wette...

Eine lustig inszeniertes Stück, welches auf dem Hintergrund einer sehr alten Geschichte beruht. Besonders die gelungenen Tanz- und Rapeinlagen begeisterten die Zuschauer.

So mögen auch jüngere Zuschauer den alten Goethe anschauen. 
- Gelegenheit dazu ist noch einmal am 27.6.2003 im Ballhof Hannover. Näheres dazu in Kürze im Terminkalender des LeineBlicks

(weitere) Bilder

 


Schriftsteller live:
Henning Pawel liest in der OS Nikolaus Kopernikus
- von Michael Gollert -

So still ist es selten in der Schule. Doch wenn der Erfurter Schriftsteller Henning Pawel den Unterricht übernimmt, zieht er schnell alle Schüler und Schülerinnen in seinen Bann.
Sein Krimi "Das Geheimnis der Satanseiche" wird gerade verfilmt und da viele Kinder das Buch kennen, bestürmen sie ihn mit ihren Fragen. Wann steht schon einmal der Autor eines spannenden Buches Rede und Antwort? Er bleibt keine Antwort schuldig, berichtet von seiner Arbeit für Radio und Fernsehen und dem Start seiner Karriere als 13jähriger Hörspielautor.
Doch jetzt wird Henning Pawel persönlich und sofort entsteht eine große Nähe zu den Zuhörern. Als jüdisches Kind überlebte er den Holocaust, weil seine Mutter sich mit ihm in den Trümmern der zerstörten Städte versteckte. Der gelbe Stern, den sie tragen musste, hat er immer bei sich. Und wenn Henning Pawel die Geschichte "Das U-Boot" vorliest, dann sehen wir sie als Miriam mit ihrem kleinen Sohn im Kinderwagen durch die Ruinen ziehen. Sie mischt sich unter die Ausgebombten, deren Papiere verbrannt sind, und versucht so, ein paar Lebensmittelkarten und eine Fahrkarte zu ergattern, um in die nächste Stadt zu ziehen - immer in der Hoffnung, nicht erkannt zu werden. Doch sie wird verhaftet und in ein KZ verschleppt. Was mit dem kleinen Max passiert, bleibt offen. 
Leseförderung als Verführung zum Lesen. Hoffentlich kommt Henning Pawel noch einmal in unsere Schule. 

Infos von und über Henning Pawel gibt es unter
 

www.henning-pawel.de


Autorenlesung in der GS Horst:
Manfred Witte - Verführung zum Lesen
- von Franziska & Maria -

Garbsen, 19.3.2003 - In der Grundschule Horst war heute eine Autoren-Lesung von Manfred Witte. Manfred Witte ist 63 Jahre alt und kommt aus der Nähe von Hannover.
Er hat uns aus den Büchern "Jede Menge Weihnachtsmänner und andere Weihnachtsgeschichten" und " Der Luchs bei den Teichen" vorgelesen.
Dann durften wir Fragen stellen. Mich hat interessiert wie man Autor wird. Man soll einfach zu schreiben anfangen. Herr Witte hat schon mehr als 15 Bücher geschrieben. Ich habe auch noch gefragt: "Wie lange braucht man für ein Buch?" Zur Antwort gab er ein halbes Jahr an.
Auf die Frage, wo er seine Bücher lagert, antwortete er: "Im Keller." - Ein Junge fragte: "Lesen Sie auch gerne vor?" - "Ja", sagte Herr Witte. Ich fand es interessant, weil er so gut gelesen hat und weil es gute, spannende Bücher waren.
Zum Schluss hat er für 2 Euro Bücher verkauft und eine Unterschrift reingeschrieben. 

Text: Franziska Siebert - Bilder: Maria Siebert 

Homepage der Grundschule Horst


Professor Unrat in der IGS:
Komödie nach Heinrich Mann stößt auf geteiltes Echo
- von Heiko Lossie -

Am vergangenem Samstag, dem 08.03.2003, gastierte die Landesbühne Hannover im Forum der IGS mit ihrem von Gerhard Weber inszenierten Stück „Professor Unrat oder Der blaue Engel“.
Vielen Zuschauern war die Thematik des Stückes, das sich an dem Roman Heinrich Manns orientiert, aus dem 1930 entstandenen Leinwandwelterfolg „Der blaue Engel“ mit Marlene Dietrich und Emil Jannings in guter Erinnerung.
Der diesmalige Programmpunkt des Kulturvereins Garbsen sollte das Publikum allerdings in zwei Fraktionen spalten, wobei die Meinungen von Begeisterung bis hin zu totaler Ablehnung verschiedener nicht hätten sein können.

Die beiden Hauptdarsteller Dieter Wahlbuhl und Sabine Brandauer
Hauptfigur des Stückes ist Gymnasialprofessor Raat, der aufgrund seiner tyrannischen Unterrichtsmethoden von seinen Schülern nur kurz „Unrat“ genannt wird. Auf der Suche nach seinen verhassten Gymnasiasten begibt sich der Professor in die Spelunke „Zum blauen Engel“, wo er nicht nur auf seine Lernenden stößt, sondern auch Bekanntschaft mit der freizügigen Tänzerin Rosa Fröhlich macht. Für den biederen, wilhelminischen Kleinbürger Raat erscheint diese Welt zunächst fremd und abstoßend, in seinen folgenden Besuchen des Etablissements ereifert er sich aber immer weniger über die vorhandene Unsittlichkeit, bis er sich schließlich ganz dem Frivolen und Erotischem hingibt.
So finanziert Raat letztendlich die Tänzerin Fröhlich, gerät nach und nach in gesellschaftlichen Misskredit und wird aus seinem Beruf entlassen. Der blaue Engel wird geschlossen, der Professor heiratet Rosa Fröhlich und sie verlegen das Geschehen in Raats Villa, wo nun Glücksspiel, Prostitution und andere Delikte zur Tagesordnung gehören.
Dem aus der Gesellschaft verbannten Professor Raat, dessen sozialer Niedergang besiegelt zu sein scheint, gelingt es, die politischen und wirtschaftlichen Größen seiner Stadt in den Dunstkreis seiner Machenschaften zu ziehen und sie auf diese Art und Weise zu ruinieren.
Vor jenem modernen Sodom und Gomorra zeigen sich Doppelmoral und Fassadenhaftigkeit des gesellschaftlichen Lebens, das Raat in seinem Rachefeldzug inzwischen so sehr hasst, dass er es gänzlich in die Anarchie stürzen möchte. Die Situation eskaliert, als Raats ehemaliger Schüler Lohmann auftaucht, der Professor seine Eifersucht bezüglich des Treibens seiner Frau nicht mehr unter Kontrolle hat und die Zersetzung innerhalb der Gruppe beginnt.
Am Schluss deutet das Stück den Tod des Professors durch Lynchjustiz an.

Alle Darsteller am Ende des Stückes
Den hemmungslosen Ausbruch aus der moralischen Beklemmtheit der Kleinstadt, die verdrängten Wünsche der Bourgeoisie und nicht zuletzt das facettenreiche Bild der Figur des Professors, der sowohl in der Ordnung als auch im Chaos ein Tyrann bleibt, stellten die Schauspieler der Landesbühne rund um ihren Intendanten Gerhard Weber grandios dar, wobei allerdings auch vor fast keinem Stilmittel zurückgeschreckt wurde: Angedeutetes Kopulieren, Männer in Strapsen oder an der Hundeleine wurden in den Augen der Zuschauer so konträr aufgefasst, dass einige von Ihnen die Vorstellung bereits während der Pause verließen, andere wiederum begeistert schon während der einzelnen Szenen Beifall klatschten.
Vielleicht sind sich aber die Besucher der Vorstellung einig darin, dass sich Kultur gerade durch Variantenreichtum auszeichnet und besonders dadurch, dass es keine vorgegebene Meinung geben darf und Kultur von ihrer eigenen Diskussion lebt.
Infos zum Kulturverein Garbsen

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