Thema:
- Berichte aus Afghanistan I
-
- ab 18.10.2001 -
Inhalt dieser Seite:
OFARIN: Moscheeschulen für Jungen und Mädchen Spendenkonto von OFARIN Berichte: 18.10.2001 22.10.2001 2910.2001 1.11.2001 5.11.2001 9.11.2001 12.11.2001 Frauen dürfen wieder berufstätig sein, Männer scheren sich die Bärte 14.11.2001 Geldbasar geplündert Osama bin Laden hat in Afghanistan keinen Rückhalt für einen Guerillakrieg 19.11.2001 Die weitere Entwicklung in Afghanistan gibt Anlass zur Sorge 22.11.2001 Die Spannungen in Kabul steigen 26.11.2001 Raub der beiden OFARIN-Fahrzeuge noch einmal abgewendet |
'Innerafghanische Lösung' unter dem 'Dach'
der UNO
Afghanistan:
Anmerkungen
zur Krise nach dem Anschlag auf das World Trade Centre
A
view from Afghanistan
Afghanische
Perspektive
Bundesregierung unterstützt 5-Punkte-Plan:
'Innerafghanische Lösung' unter dem 'Dach' der
UNO
Berlin, 14.10.2001, bpa - Auf der Sitzung des UN- Sicherheitsrates
am 13. November 2001 in New York hat der Afghanistan- Beauftragte der Vereinten
Nationen, Lakhdar Brahimi, einen Fünf-Punkte-Plan für die politische
Zukunft Afghanistans vorgelegt. Er sieht vor, dass unter dem Dach der Vereinten
Nationen alle ethnischen Gruppen des Landes sowie die internationale Gemeinschaft
möglichst schnell zu einer Konferenz zusammenkommen, um über
das weitere politische Vorgehen in Afghanistan zu beschließen.
Im Anschluss daran müssten, so der Brahimi-Plan weiter, eine Übergangsverwaltung unter einer von allen Seiten akzeptierten Persönlichkeit eingesetzt und der Aufbau von Sicherheitsstrukturen durch afghanische Kräfte eingeleitet werden, die den Prozess des Übergangs zu einer neuen Regierung im Zeitraum von etwa zwei Jahren begleiten sollen. Außerdem soll in zwei aufeinanderfolgenden Loya Jirga (große Ratsversammlung aller afghanischen Stämme) eine Verfassung erarbeitet und dann beschlossen werden. Die Bundesregierung unterstützt diesen Plan. Bundesaußenminister Joschka Fischer sagte am 14. November in Berlin in der Regierungspressekonferenz, vordringlich sei jetzt die rasche Entwicklung einer Übergangsregierung in Kabul und die humanitäre Versorgung der afghanischen Bevölkerung. Die Vereinten Nationen spielten jetzt die zentrale Rolle bei der Gestaltung des politischen Übergangs- Prozesses. Darüber herrsche in der Staatengemeinschaft große Übereinstimmung, sagte Fischer unter Bezug auf seine vorangegangene Reise zur Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York. Der Minister betonte, dass es von zentraler Bedeutung sei, dass eine innerafghanische Lösung stattfindet. |
"Ich habe nämlich immer noch regelmäßige Kontakte
zu unserem Büro in Kabul...
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Peter Schwittek ist zur Zeit für OFARIN
(Organisation zur Förderung Afghanischer Regionaler Initiativen und
Nachbarschaftshilfen e.V.) tätig. Die Mitglieder dieser Organisation
sind mit den Verhältnissen in Afghanistan vertraut und leisten schon
seit Jahren Hilfe. Ihre Arbeit findet Anerkennung auch bei den größeren
Hilfsorganisationen, die sich, ebenso wie die Bundesregierung, gelegentlich
finanziell beteiligen.
Ein besonderer Schwerpunkt der Arbeit lieg in der Organisation der Moscheeschulen, in der auch Mädchen (!) unterrichtet werden. |
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1999 und 2000 wurde mit Geldern des Deutschen Caritas-
Verbandes (DCV) und der amerikanischen Organisation Catholic Relief Services
(CRS) ein Schulprogramm durchgeführt. Mädchen und Jungen bis
zum Alter von zehn Jahren erhielten normalen Schulunterricht in verschiedenen
Moscheen von Kabul. Dieses Programm wurde in Zusammenarbeit mit dem afghanischen
Ministerium durchgeführt, das für die Moscheen zuständig
ist. Damit modifizierte die Talibanregierung ihre ursprüngliche
Schulpolitik deutlich.
DCV und CRS werden es OFARIN ermöglichen, dieses Programm im Jahre 2001 weiter zu führen. Es ist denkbar, dass durch dieses Programm eine weitere Normalisierung des Schulbetriebes, insbesondere für Mädchen, erzielt werden kann. Je größer das Programm wird, desto eher wird OFARIN entsprechenden Einfluss ausüben können. Wir bitten daher darum, uns finanziell bei der Fortführung des Schulprogramms in den Kabuler Moscheen zu unterstützen. (Zitat von der Homepage des Vereins www.OFARIN.de)
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360 104 418 BLZ: 790 500 00 Sparkasse Mainfranken Würzburg - Spenden sind steuerlich abzugsfähig - |
18. 10. 2001 Liebe Freunde,
Der Afghani hat stark an Wert gewonnen. Der Dollar oder die Rupie seien
nur noch ein Viertel soviel wert wie vor sechs Wochen. Ich habe den Kollegen,
die in Dollars bezahlt werden, erlaubt, Gehaltsvorschuesse zu beziehen.
Unsere Schulen arbeiten jetzt täglich von 13:15 Uhr und 16:15 Uhr.
Das hatten wir am Montag beschlossen, da nur noch wenige Kinder zu dem
Unterricht am fruehen Morgen kamen. Das lag an den
naechtlichen Bombardierungen und daran, dass es morgens empfindlich kalt
ist. Der Unterricht findet im Freien und in geheizten Raeumen statt. Im
Falle von Bombardierungen wird der Unterricht abgebrochen und die Kinder
werden nach Hause geschickt.
22.10 2001 Liebe Freunde,
29. 10. 2001 Liebe Freunde,
Die Kabuler Kollegen wollten Peshawar morgen anrufen. Dabei will man uns ueber die Hilfsmoeglichkeiten unterrichten, die derzeit sinnvoll und moeglich sind. Das afghanische Planungs- Ministerium hat alle Hilfsorganisationen gebeten, sich fuer die Menschen einzusetzen, die durch die Bombardierungen Schaeden erlitten haben. Es ging also um Lebensmittellieferungen sowie um Decken, Matratzen und dergleichen. Die Transporte solcher Gueter sind derzeit moeglich. Naeheres wollte man ueber das Peshawarer Buero mitteilen. Ansonsten sei die Lage in Kabul "normal". Das bedeutet, dass unsere
Moscheeschulen in Kabul weiterhin arbeiten. Die Lehrer sind groesstenteils
anwesend. Doch die Zahl der Kinder ist gering, da viele Familien Kabul
verlassen haben. Sie versuchen ins Ausland zu gehen oder sind zu Verwandten
aufs Land gezogen.
Den Aufruf zur Hilfe fuer ausgebombte Menschen vernehme ich mit Skepsis und erwarte mit Spannung Einzelheiten.
1.11.2001 Liebe Freunde,
Sie berichten von Menschen, die durch die Bombardierungen obdachlos geworden sind. Sie wuerden fuer 200 solcher Familien gerne ein Notprogramm durchfuehren. Diese Ausgebombten muessten neben Lebensmitteln auch Decken, Matratzen, etwas Geschirr, eine Petroleumlampe und dergleichen erhalten. Auch ist die Lage der internen Fluechtlinge (= IDPs = Internally displaced persons) weiterhin schwierig. Dabei handelt es sich sowohl um Bombenfluechtlinge als auch um Duerrefluechtlinge. Letztere haben ihre Heimatdoerfer verlassen, weil es dort kein Trinkwasser mehr gab. Sie haben sich in Gegenden niedergelassen, in denen es noch Wasser gibt (Teile der Provinzen Kabul, Logar und Wardak). OFARIN-Kabul wuerde es sich zumuten, 2000 solcher Familien im Monat zu versorgen. Das Kabuler OFARIN-Buero hat die Kapazitaet, eine solche Aufgabe zu bewaeltigen. Wir haben im Fruehjahr 1999 ein Lebensmittel- Nothilfeprogramm durchgefuehrt. Unsere Belegschaft hat diese Aufgaben gemeistert. Lebensmittel und auch Medizin koennen in Kabul gekauft werden. Was vor Ort nicht vorhanden ist, koennen Spediteure derzeit importieren. Zu zuverlaessigen Haendlern bestehen gute Beziehungen. Die Belegschaft der Organisation „German Medical Services“ fuehrte im Oktober bereits ein Lebensmittelnothilfeprogramm erfolgreich durch. Das Kabuler OFARIN-Buero haelt Kontakt zu Schwester Mariam. Sie ist Schweizerin und gehoert einem franzoesischen Orden an. Sie, eine franzoesische und eine japanische Mitschwester hatten beschlossen in Kabul zu bleiben. Alle drei Schwestern arbeiten in verschiedenen Kabuler Krankenhaeusern. Schwester Mariam berichtet jetzt davon, dass die Belegschaft des Aliabad- Krankenhauses, in dem sie arbeitet, kaum noch zum Dienst erscheint, da sie nicht mehr entlohnt wird. Schwester Mariam hat OFARIN gebeten die Loehne fuer die gut 300 Mitarbeiter dieses Krankenhauses zu uebernehmen. Das sei jetzt wichtiger als die Versorgung mit Medikamenten. Natuerlich kann OFARIN das nicht aus dem Stand leisten. Vor zwei Wochen berichteten die Kollegen des Kabuler OFARIN-Bueros davon, dass eine Bombe die Trinkwasser- Versorgung der Plattenbausiedlung Alt-Mikro-Royan lahmgelegt habe. Das Planungsministerium habe die Hilfsorganisationen gebeten, die Regierung bei der Reparatur des Schadens zu unterstuetzen. Allerdings haben die afghanischen Behoerden die Reparatur selbst in die Hand genommen und erwarten jetzt, dass sich die Hilfsorganisationen finanziell engagieren. Diese Art der Hilfe kann OFARIN nicht leisten, da afghanische Regierungs- Stellen nicht die noetige Transparenz hinsichtlich der Verwendung der Mittel herstellen. Wenn es nicht moeglich ist, OFARIN einen festen Teil der Reparaturaufgaben zuzuweisen, die dann in eigener Regie erledigt werden, koennen wir uns nicht an diesem Programm beteiligen. Dagegen berichten die Kollegen, dass in den Plattenbau- Siedlungen die Errichtung einiger weiterer Trinkwasserbrunnen hilfreich sei. Oft besteht in den Plattenbauten keine zentrale Trinkwasserversorgung. Unsere Ingenieure schaetzen die Kosten eines Brunnens auf 550 DM. Inzwischen sind die 6000 DM, die wir vom Eine Welt Laden in Wuerzburg fuer die Trinkwassergewinnung erhalten haben, in unserem Verbindungsbuero in Peschawar. Die Geldhaendler, die den Transfer nach Afghanistan besorgen sollen, moechten dieses Geld zusammen mit den erheblich hoeheren Betraegen fuer die Moscheeschulen, den der Deutsche Caritasverband angewiesen hat, nach Kabul bringen, da der Transfer des Geldes – zumal unter den jetzigen Bedingungen - mit einem gewissen Aufwand verbunden ist. Leider ist das Schulgeld noch nicht in Peschawar eingetroffen. Aber die Gewissheit, dass die 6000 DM in Peschawar sind, ermoeglicht es den Kollegen in Kabul, schon jetzt Geld zu leihen, und es fuer die Trinkwassergewinnung einzusetzen. Wir haben eine Voranfrage an das Auswaertige Amt gerichtet. Es wird dort zur Zeit geprueft, ob man uns hinsichtlich der Programme fuer die Bombenopfer und die IDPs unterstuetzen kann. Auch die Unterstuetzung der Trinkwassergewinnung haben wir dort erbeten. Die angesprochenen Probleme im Aliabad- Krankenhaus koennten wir, wenn uns das Auswaertige Amt hilft, langfristig dadurch loesen, dass wir einen Teil der Lebensmittel nicht an IDPs sondern an das Krankenhauspersonal verteilen. Die Funktionsfaehigkeit der Krankenhaeuser ist unter den gegebenen Umstaenden von hervorragender Wichtigkeit. Das Aliabad- Krankenhaus ist eines der wenigen in Kabul, in denen Frauen behandelt werden. Doch ist hier ein Eingreifen noch vor dem Beginn der erhofften Lebensmittelaktion noetig. Wir bitten Sie, als unsere Freunde und Partner, zu ueberpruefen, ob Sie nicht schnell mit dem eigenen Scheckbuch intervenieren koennten: Konto von „OFARIN e.V.“ mit der Nummer 360104418 bei der Sparkasse Mainfranken, Wuerzburg (BLZ 79050000). Wenn Sie das Stichwort „Aliabad“ hinzufuegen, verwenden wir die Mittel nur fuer dieses Krankenhaus. Vergessen Sie bitte nicht Ihren Namen und Ihre Adresse anzugeben, damit wir Ihnen eine Spendenquittung zuschicken koennen! Die Kollegen berichten auch darueber, dass bewaffnete Banden in die Bueros einiger Hilfsorganisationen eingedrungen sind und Fahrzeuge und sonstige Ausruestung mitgenommen haben. Zunaechst sah es so aus, als seien das Konfiszierungen durch die Talibanregierung. Inzwischen stellt sich heraus, dass es sich um „Eigeninitiativen“ handelt. Allerdings koennen in Kabul bewaffnete Gruppierungen nur existieren, wenn sie gute Beziehungen zu einflussreichen Kreisen der Taliban haben. Das Planungsministerium hat daraufhin angeordnet, dass die Hilfsorganisationen ihre Fahrzeuge und die wertvolle Ausruestung bis heute (1.11.) mittag auf das Anwesen von ACBAR bringen sollen. ACBAR ist der Dachverband der Hilfsorganisationen. Die Taliban wuerden dann einige bewaffnete Waechter stellen, die von den Hilfsorganisationen entlohnt werden muessten. Da unsere beiden Fahrzeuge auf Grund der oben erwaehnten Uebergriffe ohnehin nicht mehr benutzt wurden, haette ich keine Probleme mit dem Erlass des Planungsministeriums. Allerdings koennen sich die Hilfsorganisationen derzeit kaum einigen. Die verantwortlichen auslaendischen Bueroleiter sind weit weg und die afghanischen Stellvertreter wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen. Ausserdem hat manche der internationalen Hilfsorganisationen alleine mehr Fahrzeuge als auf der Abstellflaeche von ACBAR Platz finden koennten. Jedenfalls wurde mit der Sicherheitsverwahrung noch nicht begonnen. Bedenken gegen solche Verwahrung der beweglichen Habe von Hilfsorganisationen
sind gerechtfertigt. 1998 wurde unser russischer Jeep, den die Behoerden
waehrend der voruebergehenden Schliessung der Bueros der internationalen
Hilfsorganisationen in Verwahrung genommen hatten, von einem Talibankommandanten
„privatisiert“, und wir bekamen ihn niemals zurueck. Ausserdem koennten
Piloten hochfliegender Flugzeuge eine groessere Ansammlung meist gelaendegaengiger
Fahrzeuge fuer eines der in Afghanistan so raren militaerisch lohnenden
Ziele halten.
5.11.2001 Liebe Freunde,
Das Schwedische Afghanistan Komitee hatte einen Kurierdienst von Peshawar nach Kabul eingerichtet, der auch von anderen Hilfsorganisationen genutzt werden konnte. Allerdings wurden dann afghanische Kuriere der Schweden von den Pakistanern abgefangen und inhaftiert. Die sind inzwischen dank Schmiergeldzahlungen wieder auf freiem Fuß. Aber der Kurier- Dienst funktioniert nicht mehr. Die Universitaet Kabul ist schon laenger geschlossen. Sie war in den letzten Jahren ohnehin kein Ort grosser Betriebsamkeit mehr. Das Niveau des Unterrichtes war duerftig, die Berufsaussichten fuer Absolventen sehr truebe. Und der Campus war wegen der Abwesenheit von Studentinnen kein Heiratsmarkt mehr. Seitdem der Krieg mit den Amerikanern drohte, wurden eifrig junge Maenner rekrutiert. Allein das duerfte den Lehrbetrieb endgueltig lahm gelegt haben. Da schloss man die Universitaet offiziell. Unsere Bitte um Hilfe ist vom Auswaertigen Amt erhoert worden. Wir koennen einen Antrag auf Unterstuetzung unserer Hilfsmassnahmen in Hoehe von 50,000 DM stellen. Damit kann man bei weitem nicht alles durchfuehren, was unsere Kabuler Kollegen vorgeschlagen haben. Aber wirksam helfen kann man schon. Bis morgen frueh hoffe ich aus Kabul zu erfahren, welche Prioritaeten wir am besten setzen sollten. Ein groesserer Betrag des Deutschen Caritasverbandes fuer die Moscheeschulen von OFARIN traf in Peshawar ein. Dieses Geld wurde zusammen mit den Mitteln, die der Wuerzburger Eine Welt Laden fuer die Trinkwassergewinnung zur Verfuegung gestellt hat, einem Geldhaendler anvertraut. Die Kabuler Filiale des Haendlers hat unser Buero bereits informiert, dass die Sendung morgen oder uebermorgen eintreffen duerfte. Die Transferkosten (von Peshawar nach Kabul) betragen weiterhin 0,5 % wie zu „Friendenszeiten“. In der Regel muessen Boten das Geld befoerdern. Die Schulen arbeiten jetzt noch knapp zwei Wochen bis zum Beginn des Fastenmonats.
9.11.2001 Liebe Freunde, diesmal galten recht ausfuehrliche Eroerterungen mit den Kollegen in Kabul nur unserem Programm. Wir schliessen unsere Schulen in Haydrkhel in der Provinz Wardak mit dem Ende der Unterrichtssaison, d.h. zu Beginn des Ramazan. Es gibt begruendete Zweifel an der Zuverlaessigkeit der dortigen Schulleitung, und OFARIN ist nicht in der Lage, diese Schulen ausreichend zu beaufsichtigen. Haydrkhel liegt drei Autostunden von Kabul entfernt. OFARIN kann die Schulen hoechstens einmal im Monat besuchen. Fuer die Haydrkhel-Schulen ist das viel zu wenig. Die Schliessung betrifft etwa 400 Schueler, darunter 100 Maedchen, und 20 Lehrkraefte, darunter vier Lehrerinnen. Die Schliessung war im Sommer beschlossen worden. Sie kann der Schulleitung erst jetzt mitgeteilt werden. Sonst haetten wir die Loyalitaet der Schulleitung vorzeitig weiter herabgesetzt. Dagegen geben die Schulen in Saghumkhel, Provinz Logar, keinen Grund zum Klagen. Dort findet der Unterricht in mehreren Moscheen statt. Die Bevoelkerung moechte, daß der Unterricht im Winter fortgesetzt wird. Sie wird die Haelfte der Heizkosten uebernehmen. Den Rest traegt OFARIN. Hier geht es um 550 Kinder, darunter 200 Mädchen. Die Kabuler Moscheeschulen arbeiten weiterhin normal – mit relativ wenigen Kindern, da viele Familien evakuiert sind. Derzeit werden die Oktobergehaelter an die knapp 400 Lehrer ausgezahlt. Schwester Mariam ist eine schweizer Ordensschwester. Sie hatte sich mit einer franzoesischen und einer japanischen Mitschwester entschieden, in Kabul zu bleiben. Sie hatte jetzt das OFARIN- Buero gebeten, der Belegschaft des Aliabad-Krankenhauses Gehaelter zu zahlen. Die meisten der knapp 190 Angestellten dieses Krankenhauses kommen nicht mehr zur Arbeit, da die Talibanregierung sie nicht besolden kann. Ohnehin sind die Loehne im Krankenhaus vollkommen unzureichend. OFARIN hatte schon im Winter 1999 ein Zusatzgehalt an die Belegschaft von Aliabad ausgezahlt. Das Aliabad-Krankenhaus ist eines der wenigen, in dem auch Frauen behandelt werden. OFARIN/Kabul raeumt der Unterstuetzung der Krankenhaeuser hoechste Prioritaet ein. Wenn die Hospitaeler in dieser Situation nicht arbeiten, wird die Lage fuer die Bevoelkerung sehr ernst. Noch viel mehr Menschen werden gezwungen die Heimat zu verlassen. Einige Kabuler Krankenhaeuser werden durch Lieferung von Medikamenten und Zahlung von Gehaeltern an einen Teil der Belegschaft vom ICRC oder grossen NGOs, wie dem Schwedischen Komitee, unterstuetzt. Den anderen geht es wie dem Aliabad-Krankenhaus. Es wurde beschlossen, einen Ueberblick ueber die derzeitige Versorgung der Kabuler Hospize aufzustellen. Mit der Hilfe der Ordensschwestern, die alle in verschiedenen Krankenhaeusern arbeiten, sollte das bis Montag gelingen. OFARIN hat in Deutschland Privatspenden erhalten, die dafuer ausreichen, jedem Mitarbeiter des Aliabad-Krankenhauses 1,800 Rs auszuzahlen. Mit diesem Geld kann man Lebensmittel kaufen, die ausreichen, um eine Familie einen Monat lang durchzubringen. OFARINs Kabuler Buero wird die noetigen Mittel aus anderen Toepfen vorfinanzieren und beginnt sofort mit der Auszahlung an die Mitarbeiter des Krankenhauses. Von afghanischen Behoerden sind keine Schwierigkeiten zu befuerchten. Vielmehr hatte die Talibanregierung die NGOs um entsprechende Interventionen gebeten. Mit freundlichen Gruessen, Peter Schwittek.
12.11.2001 Liebe Freunde, unser Kabuler Buero berichtet, daß die Lage in Kabul ruhig aber gespannt ist. Man weiss nicht, was kommt. Die Schulen arbeiten weiter. Die Auszahlung der Oktoberloehne an die Lehrer ist noch nicht beendet. Unsere Bemuehungen, dem Aliabad-Krankenhaus durch die Auszahlung von Loehnen an das Personal zu helfen, muessen noch einige Hindernisse ueberwinden. Das Gesundheitsministerium muss die Verteilung schriftlich billigen. Jedenfalls wagt die Krankenhausleitung keinen Alleingang ohne diesen Segen und ist bereit, selber fuer die Genehmigung zu sorgen. Das bedeutet wohl, dass diesem Ministerium Gelegenheit gegeben werden muss, einige eigene Mitarbeiter in die Gehaltsverteilung einbeziehen zu lassen. Insofern sind also die Verhältnisse noch ganz normal. Wir gehen davon aus, dass die Genehmigung schnell vorliegen wird. Es scheint wichtig zu sein, dass die Belegschaft des Aliabad- Krankenhauses weiss, dass es weitere Lohnzahlungen durch OFARIN geben wird. Andernfalls besteht fuer die Mitarbeiter kein Anreiz, nach der ersten Auszahlung weiter zu arbeiten. Ein Ueberblick ueber die Situation in den anderen Krankenhaeusern der Stadt wurde noch nicht erstellt. Schwester Mariam, auf die die Initiative fuer das Aliabad-Krankenhaus zurueckgeht, geht aber davon aus, dass die Lage in diesem Krankenhaus besonders dramatisch ist. Schwester Mariam bat auch um "etwas" Geld, um notleidenden Patienten kleine Unterstuetzungen zustecken zu können. Leider macht es ihr ihre kloesterliche Sozialisation schwer, solche Wuensche geschaeftsmaessig zu quantifizieren. Die Arbeit an der Zisterne in Logar, die der Trinkwasser- Versorgung von Binnenfluechtlingen dienen soll, steht kurz vor dem Abschluss. Viele Grüße, Peter Schwittek. Frauen dürfen wieder berufstätig sein, Männer scheren sich die Bärte Dies ergab ein Telefonat zwischen LEPCO-Mazar und LEPCO-Peshawar. Die Menschen haben den Wechsel als Befreiung erfahren. General Dostam ist an der Macht. Die Frauen duerfen wieder berufstaetig sein. Sie duerfen auch wieder den Schrein Alis in der grossen Moschee aufsuchen. Die Maenner scheren sich die Baerte. Jungen und Maedchenschulen sollen wieder eroeffnet werden. Man hoert wieder Musik und das lokale Fernsehen "Television-e-Balkh" soll bald wieder seine Taetigkeit aufnehmen. Die LEPCO- Maenner- Klinik arbeitet bereits wieder, die Frauenklinik wird in Kuerze ebenfalls aktiv sein. Die Strasse durch das Maidantal zum Unai-Pass,
die kuerzeste Verbindung von Peshawar und Kabul ins Hazarajat, wurde geschlossen.
14.11.2001 Nachrichten aus Kabul:
Sie berichteten auch, dass es nicht geklaert sei,
ob der Geldbasar noch von abziehenden Anhaengern der Taliban gepluendert
worden sei oder erst danach, d.h. bevor die Truppen der
Gewisse Probleme gibt es dennoch mit dem Geld. Das Geld, das sich jetzt im Safe befindet, sind Dollars, die aus Peshawar nach Kabul gebracht worden waren. Fuer die Auszahlung der Lehrergehaelter und der Loehne an das Personal des Aliabad- Krankenhauses werden aber pakistanische Rupien benoetigt. Wegen der Pluenderung des Geldbasars kann man im Augenblick kein Geld tauschen. Fuer die Projekte gibt es daher Verzoegerungen. Die Schulen wurden geschlossen. Allerdings haetten
die Ramasanferien ohnehin uebermorgen begonnen. Die
Die Zisterne fuer das Trinkwasser in Logar ist fertig. Auch fuehren die Fluesse jetzt wieder etwas mehr Wasser. Dieses Phaenomen kann jedes Jahr beobachtet werden, noch bevor Niederschlaege einsetzen. Vermutlich liegt es daran, dass den Fluessen kein Wasser fuer die Bewaesserung der Felder mehr entnommen wird. Niederschlaege haben noch nicht eingesetzt. |
Persönliche Einschätzung: Osama bin Laden hat in Afghanistan keinen Rückhalt für einen Guerillakrieg Soweit das, was aus Kabul zu erfahren war! Vielleicht ist es erlaubt, einige persoenliche Bemerkungen zu den gegenwaertigen Diskussionen ueber das, was jetzt passieren koennte, zu machen. Es draengt mich dazu, weil mich die Spekulationen von Korrespondenten aergern, die aus Islamabad oder Delhi kolportieren, was ihnen andere Kollegen an der Hotelbar zugeraunt haben. Die Taliban und die Gefolgsleute von Osama bin Laden werden keine Moeglichkeit haben, von Afghanistan aus einen Guerillakrieg zu fuehren. Die Taliban haben auch bei den Paschtunen Afghanistans kaum Rueckhalt. Und der Hass auf die Araber und Pakistaner, die nach Afghanistan gekommen sind, um den wahren Islam zu verbreiten, ist riesengross. Wenn Afghanen verschiedener Voelker zusammentreffen
und ein
Zwar hat die Nordallianz 1996 bis zur Eroberung
von Kabul durch die Taliban untereinander Krieg gefuehrt. Doch das lag
sehr an den fuehrenden Persoenlichkeiten und dem schlechten Verhaeltnis,
das sie zueinander hatten. Ahmad Shah Massud war der grosse
Militaerfuehrer der Jamiat-Partei. Er kannte keine Zusammenarbeit, nur
die Unterordnung. Er war nicht in der Lage, in echten Koalitionen mitzuarbeiten.
Mit anderen Fuehrern, wie
Wenn die Alliierten nicht den Fehler machen, diesen Mann eventuell als Trostpreis fuer Pakistan wieder zur Bedeutung kommen zu lassen, ist eine weitere Person, die den internen Frieden der Nordallianz frueher sehr belastet hatte, ausgeschaltet. Aehnliches gilt fuer Prof. Sayyaf, einen Parteifuehrer, der von Saudi-Arabien ausgehalten wurde. Er gab sich betont anti-schiitisch und verlangte, dass die Schiiten, die ein Fuenftel bis ein Viertel der Bevoelkerung Afghanistans stellen, keine gleichberechtigten afghanischen Staatsbuerger sein duerften. Auch er hat derzeit keinen Einfluss. Die jetzt einflussreichen Fuehrer der Nordallianz
koennten sehr wohl in der Lage sein, fuer laengere Zeit vernuenftig zusammen
zu arbeiten. Allerdings muss gesagt werden, dass die Truppen der Nordallianz
nicht allzu diszipliniert sind. Jede der Parteien dieser Allianz ist in
sich eine recht lockere
Aber es ist realitaetsfern von den vorrueckenden
Truppen zu verlangen, dass sie an einer bestimmten Linie Halt machen und
darauf warten, bis internationale Gremien sich ueber die Zukunft
Peter Schwittek. |
19.11.2001 Bombenangriffe der Amerikaner werden sachlich beurteilt, aber: Die weitere Entwicklung in Afghanistan gibt Anlass zur Sorge - von Peter Schwittek - Dabei duerfte es sich um Maenner handeln, die vor 1995/96 von einer der ehemaligen Widerstandsparteien zu den Taliban uebergelaufen waren. Die sind jetzt "zurueckgekehrt". Es sei ruhig dort in der Provinz, aber man sei nicht sicher, wie lange es überall ruhig bleibe. Nordallianz verteilt Waffen in Kabul In Kabul haetten die Parteien der Nordallianz, die eingerueckt seien,
Waffen an bestimmte Bevoelkerungsgruppen verteilt. Das duerfte nach ethnischen
oder politischen Gesichtspunkten geschehen sein. In Kabul sind in erster
Linie Truppen der Jamiat- Partei ueberwiegend Tadschiken - einmarschiert,
aber auch
Gefahr, die von Rabbani ausgeht Vor allem die Rueckkehr des ungeliebten afghanischen Praesidenten Prof.
Burhanuddin Rabbani nach Kabul hat die Skepsis befluegelt. Der Mann strebt
nach Einschaetzung aller danach, an der Macht zu bleiben, was nur zu weiterem
Buergerkrieg und zu Zustaenden fuehren wird, wie sie von 1992 bis 1996
in Afghanistan herrschten. Bis zum Eintreffen
Zum Verhalten von Rabbani ist vor allem eine Geschichte zu
Bombenangriffe der Amerikaner werden sachlich beurteilt Ich fragte den Kollegen, mit dem ich sprach, einen Paschtunen, ausdruecklich
danach, ob die Bevoelkerung wegen der Bombenangriffe auf die USA wuetend
sei. Er fragte verstaendnislos zurueck: "Wieso? Alle sind froh, dass die
Amerikaner die Taliban vertrieben haben. Aber sie sollten uns jetzt auch
helfen die Regierung zu bilden."
Neues von OFARIN Da der Geldbasar wieder arbeitet, koennen morgen endlich die Gehälter
im Aliabad-Krankenhaus ausgezahlt werden, darunter die 2000 DM, die wir
von der Konfliktloesungsinitiative Wuerzburg erhalten haben. Die 6000 DM,
die wir von der Eine- Welt-Initiative Würzburg für Trinkwasserversorgung
erhalten hatten, sind jetzt weitgehend verplant oder schon ausgegeben.
Unter anderem werden wir uns doch an der Reparatur der
Die Meldung, die wir kurz nach der Eroberung von Mazar-e- Sharif durch
die Taliban verbreiteten, naemlich dass die dortigen LEPCO-Kliniken alles
gut ueberstanden haetten, trafen so nicht zu. Den Uebermittlungsweg von
Mazar ueber Peshawar nach Deutschland hatte die Nachricht wohl nicht gut
ueberstanden. Damals wollte man aus Mazar wohl nur melden, dass alle Mitarbeiter
gut davon gekommen sind. Tatsaechlich hatten die
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22.11.2001 Anwesenheit ausländischer Truppen wird begrüßt:
Randersacker, 22.11.2001 - Unser Buero in Kabul berichtet, dass es in Kabul und den angrenzenden Provinzen noch ruhig sei. Aber die Spannungen steigen. Die alten Kommandanten sind auf dem Land groesstenteils wieder an der
Macht. Die Ordnung ist labil. Auch Raeuberbanden nutzen die Gunst der Stunde.
Die Ermordung von Journalisten auf der Straße von Jalalabad
nach Kabul sind darauf zurueck zu fuehren. Mein Gesprächspartner warnte
mich davor, von Pakistan aus ueber Land nach Kabul zu reisen, wenn ich
im Dezember wieder nach Afghanistan reise. Der Kollege, der seine Familie
waehrend der Bombardements in seine Heimatprovinz gebracht hatte, will
diese jetzt nach Kabul zurueckholen, da sie dort
Aber auch in Kabul ist es unruhig. Viele Fahrzeuge und Ausruestungsgegenstaende
der Hilfsorganisationen sind von Bewaffneten der Nordallianz konfisziert
oder gestohlen worden. OFARIN ist das bisher nicht passiert. Unsere beiden
Fahrzeuge sind schon in den letzten Wochen der Talibanherrschaft nicht
mehr benutzt worden.
Die Stadt Kabul ist voller Journalisten. Diese sind alle im Intercontinental-Hotel untergebracht. Vor dem Hotel warten jetzt über 100 Taxis. Die Mitarbeiter von OFARIN tragen alle noch Baerte. Die meisten haben diese allerdings verkuerzt und getrimmt. Aussichten für das Moschee-Schul-Programm von OFARIN sind zufriedenstellend Das Moschee-Schul-Programm von OFARIN wird gemeinsam mit dem Ministerium
für Islamische Angelegenheiten verantwortet. Ein Geistlicher ist mit
der kommissarischen Leitung dieses Ministeriums beauftragt worden. Er hat
OFARIN einen Brief geschrieben und sich darin fuer OFARINs bisherige Arbeit
fuer das Programm bedankt sowie seine Hoffnung auf weitere gute Zusammenarbeit
ausgedrueckt. Die Koordination
Arbeitsstab im Auswärtigen Amt mit offensichtlich eingeschränktem Vorstellungsvermögen ... Die Auszahlung von Loehnen an Mitarbeiter des Aliabad- Krankenhauses
ist problemlos durchgefuehrt worden. Schwester Mariam hat OFARIN dringend
gebeten, in den folgenden Monaten weitere Auszahlungen vorzunehmen. Ausserdem
sieht die Situation in einem weiteren Krankenhaus mindestens genauso kritisch
aus, wie im Aliabad. Auch hier hofft man auf OFARIN. Es ist aber sehr fraglich,
ob OFARIN das leisten kann. Ein Antrag an das Auswaertige Amt auf Mittel
für diesen Zweck ist von dessen Arbeitsstab Humanitaere Hilfe
abgelehnt worden. "Ein Projekt, das nur aus der direkten Auszahlung von
Geldern/ Loehnen an Ortskraefte, die ansonsten nicht mehr zur Arbeit erscheinen,
besteht, wird vom Arbeitsstab Humanitäre Hilfe nicht unterstuetz.",
teilten uns die Sachbearbeiter mit. Vermutlich koennen sich nicht alle
Menschen, die ihre Gehaelter stets
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Sie, die Sie unsere Arbeit mit Interesse begleiten, duerften ein anderes Verstaendnis von humanitaerer Hilfe haben. Wenn Sie eine Idee haben, wie wir die Krankenhaeuser durch den Winter bringen koennen oder wenn Sie uns materiell unter die Arme greifen koennen [Das Konto von OFARIN e.V. bei der Sparkasse Mainfranken (BLZ 790 500 00) hat die Nummer 360 104 814.], waeren wir sehr dankbar. |
- von Wolfgang Siebert - |
Die Anwesenheit ausländischer Truppen wird vom 'kleinen Mann auf der Straße' begrüßt Aus dem Buero unserer Partnerorganisation LEPCO in Peshawar erhielten wir heute eine E-Mail, in der der stellvertretende Koordinator ein Hazara praktisch dasselbe sagt, wie der paschtunische Kabuler Mitarbeiter von OFARIN (siehe meinen Rundbrief vom 19.11.): "Hinsichtlich der Politik fuer die Aufstellung und Wiederherstellung einer Regierung in Afghanistan ist zu sagen, daß der kleine Mann auf der Strasse unter den gegebenen Umstaenden die Anwesenheit auslaendischer Truppen, die weitere interne Kaempfe verhindern, begruesst. Die meisten Leute sind froh, dass die Jamiat-Partei des Praesidenten Rabbani sich bereit erklaert hat, Repraesentanten aller ethnischen Gruppen zu treffen und die Macht zu teilen. Besondere Hoffnungen werden mit Koenig Zaher Shah verbunden. Er ist Paschtune und auch die anderen Minderheiten respektieren ihn sehr. Sie glauben, daß er mit dem jahrzehntelangen Krieg nichts zu tun hatte und deshalb keine Menschenleben auf dem Gewissen hat, wie all die anderen Anfuehrer." |
26.11.2001 Einbruch bei OFARIN:
Am heutigen Montag erreicht uns da nachfolgende Schreiben: Liebe Freunde, inzwischen hatten auch OFARIN in Kabul seinen Einbruch. Am Freitagvormittag um 10:00 Uhr drangen zehn Bewaffnete in unser Buero ein, schlugen den Nachtwaechter Aref und verlangten die Herausgabe unserer beiden Fahrzeuge mit Schluesseln und Papieren. Die Herren Einbrecher, offensichtlich Pandschiri,
waren bereit, eine Quittung auszustellen, damit Aref uns gegenueber entschuldigt
sei. Aref ist ein friedfertiger, pflichtbewußter Paschtune, der die
Gabe hat, alles Unglueck anzuziehen. Schluessel und Papiere lagen nicht
im Haus und Aref weigerte sich, etwas zu unternehmen, was die Herausgabe
der Fahrzeuge ermoeglichte.
Obwohl es Freitag war, gelang es, die anderen
Mitarbeiter zusammen zu trommeln. Es kam dann auch ein General des Sicherheitsministeriums
zu Besuch. Alle hohen Herren vom
Die Kollegen wollten nun am Telefon von mir wissen,
wie sie sich verhalten sollten. Ich schlug vor, entweder die Fahrzeuge
Lohnzahlungen für Krankenhäuser fortgesetzt Wir werden nun auch Gehaelter an das Antony-Krankenhaus
auszahlen. Dieses Krankenhaus ist uns als ein weiteres Krankenhaus benannt
worden, dessen Mitarbeiter nicht bezahlt werden. Es ist auf die Behandlung
von Infektionskrankheiten spezialisiert und hat knapp 100 Mitarbeiter.
Wir wussten noch nicht, ob unser Hilferuf vom letzten Rundbrief uns diesen
Schritt ermöglichen wird. Aber wir hofften, dass uns notfalls andere
Dr. Ehsan von LEPCO in Jaghori ermordet Dr. Ehsan von LEPCO ist in Jaghori ermordet worden.
Genaueres ist ueber das Ereignis noch nicht bekannt, obwohl es sich schon
vor einigen Wochen zugetragen hatte. Dr.Ehsan ist einer von zwei ausgebildeten
afghanischen Aerzten von LEPCO. Er war in Jaghori eingesetzt, war aber
bereits nach Waras versetzt worden.
Reise nur nach Peschawar möglich - Afghanistan z.Zt. unerschwinglich Meine Reise nach Peschawar wird vom 3. bis 21.12. stattfinden. Es wird mir vermutlich nicht gelingen, nach Afghanistan einzureisen. Der in der Region herumtollende Journalistenzirkus hat das Preisgefuege vollkommen zerstoert. Eine Hotel- Uebernachtung, die bisher 50 $ kostete, kostet jetzt 250 $. Fuer die Passage von Peshawar an die Grenze muessen jetzt hohe Schmiergelder entrichtet werden. Bisher war das nie die Uebung. Auf Grund der Ermordung einiger Journalisten auf der Strecke von der Grenze in Torkham nach Kabul, mieten sich Journalisten jetzt fuer diesen Abschnitt Bewaffnete. Dafuer zahlen sie 1000 $ und mehr. Wo solch die Scheckbuecher der Journalisten herrschen, steht die humanitaere Hilfe auf verlorenem Posten. Gaenzlich unerschwinglich fuer normale Menschen,
aber total ausgebucht, sind Fluege mit der UNO nach Kabul. Frueher
Mit freundlichen Gruessen,
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