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15 Jahre Reisen in den Norden Italiens haben den Autor dieser Zeilen, obgleich ein Weinliebhaber, noch nicht einmal im Ansatz zu einem Kenner piemontesischer Weine gemacht. Wohl ist er ein Liebhaber dieser guten Tropfen, aber die Kennerschaft scheint mit jeder Reise in weitere Ferne zu rücken, denn jeder Aufenthalt fördert neue, bis dahin unbekannte und auch in der normalen Weinliteratur unerfasste Rebsorten oder Namen von Rebsorten ans Licht. Also kein Weinkenner, kein Kenner italienischer Weine und kein Kenner piemotesischer Weine! |
Inhalt:
I. Wie
lesen wir das Flaschenetikett?
II.
Der Nebbiolo
III.
Der
Barbera
IV.Der
Dolcetto
Erläuterungen
zum abgebildeten Etikett:
BRICCO DELL`ORIOLO ist eine detaillierte Herkunftsangabe: Es handelt |
1999 gibt den Jahrgang an, das ist klar. Häufig finden sich auch Angaben wie „annata“ oder „vendemmia“ - beides bedeutet „Jahrgang“. Bottled bedeutet natürlich „auf Flasche gefüllt“. Die englische Bezeichnung findet sich nur bei Weinen, die so hohe Preise erzielen, dass sie auch ins englisch-sprachige Ausland exportiert werden. Üblicherweise steht hier Imbottigliato. Hier finden wir die Kennzeichnung Imbottigliato all`origine dall`Azienda Agricola Azelia. Dies entspricht ungefähr „Erzeugerabfüllung des Weingutes Azelia“. Der Begriff „Azienda“, also Weingut, wird häufig auch durch die gleichbedeutenden Begriffe „Cantina“, „Cascina“ , „Podere“ oder „Tenuta“ ersetzt. Luigi Scavino ist der Winzer, der „vignaiolo“, wie die Italiener sagen. Castiglione Falletto ist ein Weinort und bildet zusammen mit den Orten La Morra, Serralunga, Barolo und Monforte das Gebiet Barolo. Exklusivität ist auf kleinstem Raume möglich, denn man sieht: Fünf kleine Weindörfer stehen für einen der berühmtesten Weine der Welt. In diesem Ort befindet sich das Weingut Azelia von Luigi Scavino. Zum Schluss findet sich noch die Angabe des Alkohlgehaltes, über den in einem späteren Artikel noch zu berichten ist, und der löbliche Hinweis, dass Glas anständig entsorgt gehört - ein frommer Wunsch, um den sich fast kein Italiener kümmert. |
II.
Der
Nebbiolo
Doch zunächst ein Hinweis in eigener Sache. Weinbücher gibt es zuhauf, so dass der LeineBlick beschlossen hat, sich auf solche Informationen zu beschränken, die erstens von unmittelbar praktischem Nutzen sind (siehe Lesen eines Etiketts) und sich dadurch beim Weinkauf auszahlen könnten und die zweitens nicht unbedingt in jedem dritten Weinbuch aufzufinden sind. Weiterhin verzichtet der Kellermeister auf solche Weinurteile, wie sie in überspannten Weinführern oft zu finden sind und die in einem Akt wertenden Erkennens behaupten, dass sich bei der Weinprobe durch fachkundiges Schlürfen, Gurgeln, Kauen und Schmatzen unvorstellbare Kaskaden von Zimt, Teer, Wildpflaume und nassem Ziegenleder über die Geschmacksknospen des Verkosters ergossen hätten. Der Nebbiolo ist eine Rebsorte, die fast nur im Nordwesten Italiens und dort hauptsächlich in Piemonte anzutreffen ist. Der Name leitet sich vom italienischen „nebbia“, also Nebel, ab und deutet darauf hin, dass diese Traube meist im Spätherbst geerntet wird, wenn das ganze Land bereits unter dichten Nebelschwaden liegt. Die aus der Nebbiolo-Traube gewonnenen Weine gehören anerkanntermaßen zu dem Besten, was der italienische Weinbau zu bieten hat. Für den Weinreisenden, der vor Ort einkaufen möchten, aber auch für den in deutschen Weinläden suchenden Liebhaber sind sicherlich zweierlei Informationen wichtig:
Wichtiger noch ist die Frage, bei welchen Weinen denn die vorzügliche Traube des Nebbiolo verarbeitet wurde. Hier sind an erster Stelle natürlich die bereits allen Weinkennern schon bekannten Weine Barolo und Barbaresco zu nennen, die reinsortig den Nebbiolo enthalten. |
Weiter zu nennen ist der Bramaterra (ebenfalls verschnitten mit Bonarda oder Croatina), der Bricco del Drago oder der Bricco Manzoni, wobei im ersten Falle der Nebbiolo mit einem Dolcetto, im zweiten Fall mit einem Barbera verschnitten ist. Erwähnenswert sind noch die folgenden Weine: Caramino (reinsortiger Nebbiolo), Carema (ebenfalls reinsortig), der Ghemme (zirka 80% Nebbiolo, Rest Bonarda), der Lessone (Nebbiolo mit Vespolina oder Bonarda), der Nebbiolo d`Alba und der Nebbiolo delle Langhe. Einen ganz wichtigen Nebbiolo-Wein haben wir vergessen, der mit maximal 10% Bonarda verschnitten werden darf: den Gattinara. Detaillierte Angaben zu Herkunft und Produzenten dieser Weine sowie zu ausgezeichneten Einzellagen folgen in einer der nächsten Ausgaben des Weinbreviers. Zu den Weinen aus den Gebieten Barolo und Barbaresco bedarf es eigentlich kaum noch Informationen, weil diese durch zahlreiche Wein- und Fressführer hinreichend erfasst sind. |
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III.
Der
Barbera
Der Weinreisende erreicht das Barbera- Gebiet von Milano kommend über die Autobahn Richtung Alessandria und sollte ab da auf die Suche nach ausgesuchten Weinen gehen. Zuerst kommt er in das Gebiet des Monferrato, einer Hügelkette mit der Stadt Asti als Zentrum. Hier findet er eine Reihe guter Weine unter der Bezeichnung Barbera d`Asti und Barbera del Monferrato, beides Weine mit DOC-Prädikat. Erwähnenswerte Winzer/Güter sind beim Monferrato mit Sicherheit, aber nicht ausschließlich, die folgenden: Carlo Brema, Castello di Gabiano, Nuova Capaletta, Giuseppe Ratti, Chiarlo (Einzellage LaCourt) und Valmose. Beim Barbera d`Asti können besondere Erwähnung finden: Amilcare, Bava, Scarpa ( vielleicht der Beste (!), Einzellage Banin und Bogliona), Braida, Ratti, Contratto, Cascina Castlet (Einzellage Malabaila) , Pia (Einzellage La Badia). Fährt man von Asti weiter südöstlich,
wobei man mehrmals den Tanaro überquert, kommt man schließlich
ins Trüffelzentrum Alba. Nach ihm benannt ist
der Barbera d`Alba, zweifellos
der Favorit des Kellermeisters. Hier können wieder nur die Besten
der Besten aufgezählt werden, da
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Barolo-Gebiet, mit Barbera-Weinen
bepflanzt hat. Sonderstellungen nehmen hier ein: Elio Altare,
Alfredo
Prunotto (Pian Romualdo),
Roberto
Voerzio, Angelo Gaja (Vignarey),
Aldo Conterno (Conco Tre Pile), Ceretto (Piana-
Brunate) Domenico Clerico und Luigi Scavino (Vigneto
Punta). Wichtige Einzellagen sind farblich gekennzeichnet.
Östlich von Asti, benannt nach einer Lage nahe dem Ort Rocchetta Tanaro, baut Giacomo Bologna seinen Bricco Uccellone an, den zur Zeit vielleicht teuersten Barbera. Die Preise für ausgezeichnete Barbera liegen übrigens zwischen 20 und 40 DM. Drei weitere Barbera, die teilweise gute Weine zeigen sollen, sind der Colli Tortonesi, der Gabiano und der Rubino di Cantavenna; hier muss der Kellermeister allerdings noch Proben ziehen, bevor er Empfehlungen aussprechen kann.
Unsere Bilder zeigen drei echte Raritäten:
den Pianromualdo von Alfredo
Prunotto, den man unbedingt kaufen sollte, wenn man ihn einmal
findet; den ebenso seltenen Vigneto Punta
von Luigi Scavino, der außer beim Winzer in Castiglione
Falleto nur in sehr gut bestückten Enotecen zu finden ist und
den LaCourt von Chiarlo.
Glücklich darf sich nennen und einen Günstling der Götter,
wer einen dieser edlen Tropfen dereinst mit dem Kellermeister zusammen
verkosten wird.
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Der Dolcetto der Lage Suri des Weingutes Marenco Der diesjährige Osterbesuch des Kellermeisters galt dem Dolcetto di Dogliani, jenem DOC-Gebiet, aus dem die Dolcetto-Rebe ursprünglich stammen soll. Unter den zahlreichen Winzern des Dogliani-Gebietes stechen besonders hervor die Weingüter Boschis, Schellino, Abbona, Devalle (Super-Einzellage: Bric sur Pian), Chionetti (vielleicht der Beste; Spitzeneinzellagen: La Costa und Briccolero), Einaudi, Marenco (Einzellage: Parlapa), Cozzo, und Fabiani. Besonders vom Kellermeister heimgesucht wurde diesmal das Weingut von Aldo Marenco, wobei Aldo, der sich auf einer Weinmesse in Verona befand, fachkundig von seinem Sohn vertreten wurde. |
Der relativ kleine Betrieb kultiviert in ökologischer
Anbauweise Wein auf zirka 10 ha in einer Höhe zwischen 400 und 500
M.ü.M. im Ortsteil Priona von Dogliani, darunter auch eine Reihe von
Dolcetti.
Wer dieses Weingut besuchen möchte, fährt von Dogliani aus in Richtung Belvedere, ca. 3 km hinauf in die Weinberge, vorbei an dem nicht übersehbaren Weingut Luigi Einaudi (nebenbei erster Präsident Italiens nach dem Zusammenbruch des Faschismus), bis hinauf zur Frazioni Pamparato - Pironi. Als Dolcetto "per tutti giorni" (für jeden Tag) bietet Marenco den Dolcetto Pirun, die drei guten Cru-Weine sind der Dolcetto Bric (13%), Der Bric der Familie Marenco
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Der Winzer Roberto Marenco mit dem Kellermeister
bei der Verkostung.