Planen & Bauen
- Das Magazin für Bauherren und Städteplaner im LeineBlick -


Zuhause ein Blockheizkraftwerk im Keller
Haushaltsgeräte: Europalabel-Systematik von "A" bis "G" nicht mehr aussagekräftig
Das erstaunliches Gerät des Herrn Weiß
Serie: Schimmelpilz in Wohnungen
Viele Vorteile durch begrünte Dächer
Serie: Niedrigenergiehaus und Passivhaus
 


OS-Kollegium besucht den deutschen Bundestag:
Zuhause ein Blockheizkraftwerk im Keller

Garbsen, den 1.2.2002, ws - „Klimaschutz ohne Kraft- Wärme- Kopplung kann nicht erfolgreich sein“ erläuterte die SPD- Bundestagsabgeordnete  Monika Ganseforth einer Besuchergruppe von Garbsener Lehrerinnen und Lehrern. Neben der verstärkten Nutzung der erneuerbaren Energien sei der effiziente Einsatz der Primärenergie Kernstück der Energiewende. weiter zum KWK-Gesetz
 

Während der sogenannten 'Zeugnisferien' zog es das Kollegium der Orientierungsstufen Nikolaus Kopernikus zur Fortbildung nach Berlin. Mit auf dem Programm stand eine Führung durch den Reichstag und vor allem auch ein Gespräch mit der Bundestagsabgeordneten Monika Ganseforth, das einen  doch recht deutlichen Einblick in die Arbeit einer Bundestags- Abgeordneten gewährte. 
Frau Ganseforth sprach freimütig von ihrem Alltag als Abgeordnete. "Die Sitze im Bundestag sehen immer so leer aus und dann lesen die Abgeordneten auch noch Zeitung...". Man müsse das verstehen, so Frau Ganseforth, die eigentliche Arbeit zu einem Gesetz habe bereits stattgefunden, wenn es im großen Plenum behandelt wird. Was vor den laufenden Kameras stattfinde, seien die Schaukämpfe für die Öffentlichkeit, um die Positionen der Parteien zu verdeutlichen. Die eigentlichen Debatten finden in den Ausschüssen statt, die eigentliche Arbeit in den verschiedenen Gruppen und Gremien. Und diese Arbeit gehe eben auch während der Debatten weiter. 
Als Abgeordneter einer Regierungspartei sei man den vielfältigsten Interessenvertreten ausgesetzt; der Druck sei schon enorm. Da sei der öffentlich manchmal kritisierte  Fraktionszwang durchaus auch ein Schutz für den Einzelnen...
Auch wenn die Oppositionsarbeit deutlich leichter sei, mache es doch mehr Spaß zu regieren, denn man könne tatsächlich etwas bewirken. Als stellvertretende energiepolitische Sprecherin der SPD- Bundestagsfraktion empfinde sie es selbstverständlich als Erfolg, dass der Ausstieg aus der Kernenergie eingeleitet sei, auch wenn sie sich persönlich etwas schneller gewünscht hätte. 


Ein Block-Heizkraftwerk im Keller! - Zum KWK-Gesetz:

Aber auch weniger spektakuläre Gesetze hätten eine wichtige Wirkung, wie z.B. das soeben verabschiedete KWK-Gesetz, das zeitlich befristete und schrittweise abnehmende Zuzahlungen für Strom aus effizienten bestehenden Kraft- Wärme- Kopplungs- Anlagen und aus modernisierten älteren Anlagen vorsieht. So solle der Abbau der Überkapazitäten auf dem Strommarkt nicht zu Lasten dieser kleinen aber umweltfreundlichen Anlagen gehen.

Bei den normalen Kraftwerken wird nur der Strom genutzt und die im Kraftwerk entstehende Wärme verpufft über Kühltürme ungenutzt in die Umgebung. Da bei Kraft- Wärme- Kopplungs- Anlagen auch die entstehende Wärme genutzt wird, wird der Wirkungsgrad und die Ausnutzung der Primärenergie mehr als verdoppelt. Diese hocheffiziente Energieausnutzung bei der Stromerzeugung ist in Ländern wie Dänemark, Holland, Finnland und Österreich sehr viel höher.

Auch kleine Blockheizkraftwerke, die bis Ende 2005 in Betrieb gehen, werden in die Förderung mit einbezogen. Sie können in Mehrfamilienhäusern und kleineren Gewerbebetrieben für die Erzeugung von Warmwasser und Raumwärme eingesetzt werden. 10 Jahre lang erhalten sie für jede ins Netz eingespeiste Kilowattstunde einen Zuschlag von 5,11 Cent. Dieselbe Förderung erhalten Brennstoffzellen. Im Raum Hannover gibt es mehrere Hersteller kleiner hocheffizienter Blockheizkraftwerke. Für sie könnte die neue Förderung einen Marktdurchbruch bringen und Arbeitsplätze sichern und schaffen.

„Ich hoffe, dass nun auch in vielen Heizungskellern Block- Heizkraftwerke installiert werden“ hatte Frau Ganseforth schon in der Bundestagsdebatte appelliert. „Diese effizient dezentrale Energieversorgung ist gut für den Klimaschutz, die 
Technologieentwicklung, Investitionen und Arbeitsplätze in Deutschland.“

Durch das neue KWK-Gesetz, das das alte Vorschaltgesetz ablöst, wird die Umlage auf Strom von bisher 0,25 Cent pro Kilowattstunde etwa halbiert, teilt Monika Ganseforth mit. „Nach dem Erneuerbare- Energien- Gesetz, der Energieeinspar- Verordnung, dem Altbausanierungsprogramm, dem 100 000- Dächer- Programm ist das ein weiterer, wichtiger Bestandteil der Energiewende der rotgrünen Bundesregierung“.

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Energiesparende Haushaltsgeräte rentieren sich - aber:
Europalabel-Systematik von "A" bis "G" nicht mehr aussagekräftig

Garbsen, 7.12.2001 (stp/ws). Passend zur Weihnachtszeit, in der häufig Geräte angeschafft werden, bietet die Stadtverwaltung Garbsen aktuelle Informationen über besonders sparsame Haushalts- Geräte an. Das sechzehnseitige Faltblatt "Besonders sparsame Haushaltsgeräte" nennt die Kühl- und Gefriergeräte, Waschmaschinen, Wäschetrockner und Spülmaschinen, die am wenigsten Strom oder Wasser verbrauchen. Diese Information, erarbeitet und herausgegeben vom Niedrig- Energie- Institut in Detmold, liegt ab sofort für alle Bürgerinnen und Bürger zur kostenlosen Mitnahme im Bürgeramt bereit, kann aber auch bereits hier eingesehen werden.

Die Haushaltsgeräte sind Anschaffungen für viele Jahre. Neben guter Leistung sollten sie vor allem zuverlässig und sparsam sein und eine lange Lebensdauer haben. Ein niedriger
Strom- und Wasserverbrauch bewirkt nicht nur weniger Umweltbelastung, sondern spart auch Betriebskosten. Bei vielen Geräten sind die Betriebskosten im Verlauf ihrer Lebensdauer deutlich höher als ihr Kaufpreis. So können besonders sparsame Geräte im Laufe der Jahre wesentlich mehr an Strom- und Wasserkosten einsparen, als sie bei der Anschaffung teurer sind.

In Deutschland werden 2001 im Handel etwa 2500 verschiedene Kühl- und Gefriergeräte, 750 Waschmaschinen, 770 Spülmaschinen, 250 Wäschetrockner und 80 Waschtrockner angeboten. Darunter gibt es einige besonders sparsame Modelle, aber auch viele mit mittlerem und sehr hohem Strom- und Wasserverbrauch. Die Verbrauchs- Unterschiede erscheinen oft als Stellen hinter dem Komma und können deshalb täuschen: Bei Waschmaschinen verursacht beispielsweise ein um zwanzig  Liter höherer
Wasserverbrauch in fünfzehn Jahren vermeidbare 374 Mark Wasserkosten. Bei Kühl- und Gefriergeräten führt ein um 0,10 kWh pro Tag höherer Stromverbrauch in fünfzehn Jahren zu insgesamt 164 Mark zusätzlichen Stromkosten. Der sparsamste Tischkühlschrank mit */*** Sterne-Fach spart gegenüber dem am meisten Strom verbrauchenden Modell in fünfzehn Jahren insgesamt über 1000 Mark an Stromkosten. Der um etwa 350 Mark höhere Kaufpreis ist insofern eine rentable Investition.

Seit der Einführung der Eurolabel-Aufkleber mit den Kennbuchstaben "A" bis "G" vermuten viele Verbraucher irrtümlich, dass es genüge, darauf zu achten, ein "A"- Gerät zu
kaufen. Da die Europalabel-Systematik aber bereits viele Jahre alt ist, reicht dieser Maßstab heute bei vielen Gerätearten nicht mehr aus. Mit dem Eurolabel-"A" darf sich
jedes Gerät schmücken, das weniger als 55 Prozent des Strom- bzw. Wasserverbrauchs dieser Gerätegruppe hat - gemessen am gesamten europäischen Lieferangebot von vor drei bis fünf Jahren. Bei einigen Gerätearten gehören daher schon mehr als 60 Prozent der angebotenen Geräte zur "A"-Klasse. 

Das Faltblatt "Besonders sparsame Haushaltsgeräte 2001" und die zugrundeliegende Marktanalyse erarbeitete das Detmolder Niedrig-Energie-Institut im Auftrag des Bundes
der Energieverbraucher e.V. in Rheinbreitbach.

Nähere Informationen gibt es bei der Umweltbeauftragten Christina Haupt, Telefon (05131) 707619 oder per E-mail: Christina.haupt@garbsen.de.


 


Energie sparen beim Duschen:
Das erstaunliche Gerät des Herrn Weiß
- von Fred von der Lage -

Wahrscheinlich war das samstägliche Vollbad für die ganze Familie, an das ich mich noch aus Kindertagen erinnern kann, eine durchaus Energie sparende Angelegenheit. Auch haben wir damit nur wenig Wasser verbraucht, zumal das Badewasser nacheinander von allen Familienmitgliedern genutzt wurde. Ein bisschen Wasser wurde abgelassen, damit heißes Wasser nachgefüllt werden konnte. Das Maß an Komfort und Hygiene war begrenzt, angesichts des Aufwands für das Befeuern des Badeofens mit Holz, Torf und Kohle aber verständlich.

Heute kommt das Vollbad aus guten Gründen aus der Mode. Es verbraucht gegenüber einem Duschvorgang viel mehr
Wasser und Energie. Das fällt besonders ins Gewicht, weil mit der Tradition der nur samstäglichen Ganzkörperreinigung
inzwischen gebrochen wurde - und es möchte ja auch jeder sein eigenes Duschwasser benutzen.

In einem modernen Einfamilienhaus reichen etwa 14.000 Kilowattstunden im Jahr für die Beheizung aus. Das reicht für
140 Quadratmeter Wohnfläche und entspricht einem Verbrauch von etwa 1.600 Kubikmetern Erdgas. Für warmes Wasser
verbraucht ein 4-Personen-Haushalt zusätzlich 4.000 Kilowattstunden im Jahr, also etwa 450 Kubikmeter Gas. Davon
werden etwa 60 Prozent für das Duschen verbraucht. Bei einem Gaspreis von 13 Pfennig je Kilowattstunde (Strom wäre
deutlich teurer) kostet die Wärme für das Duschen 300 DM im Jahr.

Horst Weiß aus Essen hat ein Bauteil entwickelt, mit dem ein Drittel der Duschwasser-Energie - also 100 DM im Jahr -
eingespart werden kann. Bei Kosten von ca. 1.000 DM hätte es sich nach 10 Jahren bezahlt gemacht. Wegen der
steigenden Energiepreise wird das wohl schon vorher der Fall sein. Idee und Produkt des Herrn Weiß sind einfach und
wirkungsvoll: Da beim Duschen ständig warmes Wasser durch den Abfluss fließt. kann dieses warme Abwasser dazu
benutzt werden, das kalte Wasser, welches dem Warmwasser in der Duscharmatur zugemischt wird, vorzuwärmen.
Dadurch wird weniger vom warmen Wasser benötigt, das die Heizung oder der Durchlauferhitzer erzeugen muss. Die
Energie-Einsparung beim Duschen beträgt 30 bis 40 Prozent. Leider funktioniert das nicht beim Vollbad; denn hier wird
am Anfang warmes Wasser benötigt und erst am Ende fällt Abwasser an, das nicht mehr für die Vorwärmung des
Badewassers genutzt werden kann.

Das einfache Gerät des Herrn Weiß ist ein Stück doppelwandiges Rohr, durch dessen Zwischenraum das Abwasser abfließt. Es wird einfach in die Abwasserleitung montiert. Im Zwischenraum befindet sich auch eine Spirale aus Kupferrohr, durch das kaltes Frischwasser für die Dusch- Armatur geleitet wird. Es nimmt dabei einen Teil der Abwasser- Wärme auf. Das ganze Gerät arbeitet also als Wärmetauscher zwischen warmem Abwasser und kaltem Frischwasser. Da es eine erhebliche Bauhöhe hat und senkrecht montiert werden muss, kann das Gerät nur dort eingesetzt werden, wo ein Raum oder ein Keller unterhalb der Duschräume vorhanden ist. Unter http://www.weiss-pv.de kann man sich näher über das erstaunliche Produkt informieren.

Eine besondere Bedeutung erhält die Wärmerückgewinnung aus Duschwasser in Passivhäusern oder im Zusammenhang mit Solarkollektoren. In Passiv- Häusern liegt der Vorteil des Weiß-Wärmetauschers auf der Hand. Hier ist der Energie- Aufwand für die Heizung nur halb so hoch wie für die Warmwasser-Bereitung. Einsparungen beim Duschen wirken sich deshalb sehr stark auf den Gesamt-Energiebedarf aus und haben großen Einfluss auf die Wahl der Technik, mit der in Passivhäusern die Restenergie erzeugt werden soll. Der Weiß-Wärmetauscher kann so zu einer besonders wirtschaftlichen Haustechnik im Passivhaus führen und seine eigenen Kosten weit mehr als aufwiegen. 

Solarkollektoren können in unseren Breiten etwa 60 Prozent der benötigten Energie für die Warmwasser- Bereitung einsparen - in unserem Beispiel-Haushalt also jährlich 300 DM. Dafür müssten etwa fünf Quadratmeter Flachkollektoren installiert werden, was ca. 5.000 DM kostet. Durch die Installation des Weiß-Wärmetauschers sinkt aber der Warmwasserbedarf um ca. 20 Prozent und es kann ein Quadratmeter Kollektorfläche eingespart werden. Auch der
Warmwasser-Speicher kann entsprechend kleiner gewählt werden. Der Wärmetauscher kann unter diesen Bedingungen ohne Zusatzkosten eingesetzt werden. Im Gegensatz zu den Solar- Kollektoren, deren Ausbeute im Winterhalbjahr und bei schlechtem Wetter abnimmt, bleibt die Wirkung des Wärmetauschers ganzjährig auf gleichem Niveau erhalten. Die Kombination aus Abwasser- Wärmetauscher und verkleinerter Kollektorfläche wird deshalb noch wirtschaftlicher als eine reine Kollektoranlage arbeiten.
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Schimmelpilz in Wohnungen
Erneut bringt der LeineBlick eine Serie von  Fred von der Lage. Nach seiner lesenswerten Artikelfolge über das Niedrigenergie- und das Passivhaus geht es nun um den Schimmelpilz in Wohnungen. Die einzelnen Artikel werden in einem Abstand von ca. 14 Tagen erscheinen und haben folgende Überschriften:
Teil 1: Schimmel als Lebenskünstler
Teil 2: Menschenwohnung als Schimmelwohnung
Teil 3: Zum Fenster hinaus gejagt

Von der Lage ist mehrfach ausgezeichneter Dipl.-Ing. Architekt und zusammen mit  Dipl.-Ing. Architekt Muth Inhaber eines Architekturbüros in Hannover. Detailierte Informationen - über das Team, bisher ausgeführte Bauten sowie Preise und Auszeichnungen - finden Sie unter www.BauLeute.de


Teil 1: Schimmel als Lebenskünstler
Allergien nehmen in den letzten Jahrzehnten stark zu. Die Gründe sind noch kaum erforscht. Es verdichtet sich aber der Verdacht, dass gerade die für fortschrittlich, komfortabel und sauber gehaltenen Lebensweisen und Wohnungsausstattungen dabei eine große Rolle spielen.
Die mit Abstand häufigsten Allergien werden durch Schimmelpilze ausgelöst. Sie kommen etwa doppelt so häufig wie Pollenallergien vor. Nur selten werden die Schimmelallergien durch befallene Lebensmittel ausgelöst. Meistens atmen wir die Allergene – das sind die auslösenden Stoffe – mit der Luft ein. Das geschieht bei oft erschreckenden Konzentrationen vorwiegend in den Wohnungen. Die Allergene des Schimmelpilzes sind in seinen Sporen – ein staubfeines Material, mit dem er sich vermehrt und verbreitet.

In diesem ersten Teil der kleinen Artikelserie geht es um die Lebensweise von Schimmelpilzen, was sie zum Leben benötigen und wie sie Mangelzeiten überstehen können. Der zweite Teil wird dann beschreiben, warum Wohnungen auch ein gutes Zuhause für den Schimmel sein können. Schließlich wird der dritte Teil ganz konkrete Tipps und einfache Methoden der Vermeidung und Bekämpfung von Schimmelbefall bereit halten.

Schimmelpilze bestehen aus einem Geflecht feiner Fäden, die ein Material weit verzweigt durchziehen können. So können sie dieses Material, wenn es ihre Nahrung ist, vollständig zersetzen. Selbst wenn ein Material nur sehr wenig Nährstoffe enthält, erreichen Pilze sie überall. Sie leben von organischen Materialien. Das können Holz, Papier, Lebensmittel, Textilien, Kunststoffe und viele Bestandteile des Hausstaubs sein. Einige Arten pflegen eine Lebensgemeinschaft mit Algen oder Flechten. Dadurch können sie auch auf und in Materialien ohne organische Bestandteile leben. Ihre organische Nahrung bekommen sie dann von den Lebenspartnern, die sie nach Pflanzenart aus Sonnenlicht und Luft selbst herstellen. Als Gegenleistung liefert der Pilz ein speziell aufbereitetes Mineralwasser. Er kann nämlich die wichtigen Mineralien zum Beispiel aus Mauersteinen herauslösen.
Andere Schimmelarten fangen sich Nahrung. Sie bilden klebrige Oberflächen mit dem sie den Staub aus der Luft binden. In Wohnungen enthält der Staub Hautschuppen, Haare, Textilfasern, Webfäden von Spinnen und zum Beispiel Milbenkot – ausreichend Nahrung für Schimmelpilze.
Wie alle Lebensformen benötigen Pilze Wasser für ihren Stoffwechsel. Deshalb findet man sie an feuchten Stellen. An Standorten mit häufigen Trockenzeiten können sie nicht überleben und auch zu nasse Oberflächen sind unbeliebt. 
Gerade richtig sind Materialien, in deren Poren gleichzeitig Luft und Wasser vorhanden sind. Sind es Materialien, die Wasser anziehend sindhydrophil), dann freut sich der Pilz; denn er muss dann nicht selbst für das Sammeln, Verteilen und Speichern des Wassers arbeiten. 

(Wenn es sein muss, macht er das aber auch. Er bildet dann – oft zusammen mit Staub – klebrige Schichten, die die Versorgung mit Feuchtigkeit durch Wasser anziehende und speichernde Eigenschaften verstetigen können.
Ist es zu lange zu trocken, so muss der Pilz sterben. Doch er ist beim nächsten Vorhandensein von Wasser gleich wieder da. Das ist keine Auferstehung von den Toten, sondern der Erfolg einer sehr effektiven Fortpflanzungsstrategie. Schimmelpilze bilden nämlich solche Unmengen von staubfeinen Sporen, dass sie mit Luftzügen und Wind große Entfernungen zurücklegen können und auch praktisch überall vorhanden sind. Sind also irgendwo die Lebensbedingungen für Pilze vorhanden, dann ist auch sofort mit ihrem Erscheinen zu rechnen.
Wer solch gute Überlebensstrategien entwickelt, der kann auch Ansprüche stellen. Und so lieben es viele Schimmelarten schön warm. Ist es nicht warm genug, dann wird das Wachstum verlangsamt oder ganz eingestellt. Es gibt jedoch Schimmelarten für die verschiedensten Temperaturbereiche. Bei knapp über Null geht es los und bei 50°C ist noch nicht Schluss.
Schimmelpilze haben in Bakterien oft natürliche Feinde. Um sich gegen sie zu wehren, werden Gifte gebildet. Die dem Menschen dienlichsten sind die als Medikamente bekannten Antibiotika. Viele andere Pilzgifte sind aber auch für den Menschen giftig. Manche Schimmelpilze scheinen sich auch durch Tarnung gegen Feinde wehren zu können, denn sie bilden in oder auf bestimmten Materialien keine Flecken und bleiben nahezu unsichtbar. So können sie kaum durch Putzfrauen oder -männer entdeckt und beseitigt werden.
Neben den Allergien nimmt auch der direkte Befall des Menschen durch Pilze zu. Bei der Behandlung solcher Erkrankungen versagen die herkömmlichen Medikamente zunehmend, weil viele Pilzstämme inzwischen gegen sie immun sind. Solche Medikamente muss der Pilz wie einen Feind abwehren – und er kann es durch die Bildung von unempfindlichen Nachkommen. Bei der Verwendung anderer Medikamente oder auch Reinigungs- und Desinfektionsmitteln hat sich oft herausgestellt, dass Bakterien vernichtet wurden, Pilze aber um so besser überleben konnten, da sie nun keine natürlichen Feinde mehr hatten. Auch muss immer dann mit Pilzinfektionen gerechnet werden, wenn die Abwehrmechanismen des Immunsystems geschwächt sind; denn Pilze sind durch ihre Sporen allgegenwärtig.
Dieser kleine Einblick in die anspruchslose Lebensweise des Schimmels macht schon deutlich, wie perfekt die Strategien sind, mit denen er sein Überleben sichert. Will man dem Schimmel weniger ein eigenes Handeln oder Wollen unterstellen, so wird man doch mindestens feststellen müssen, dass ihn die Evolution sehr gut auf die Herausforderungen und Angebote seiner Umwelt vorbereitet und angepasst hat. Pilze nehmen offensichtlich nur dann nicht überhand, wenn ein feines Gleichgewicht zwischen ihren Fähigkeiten, den Fähigkeiten ihrer Feinde und den Abwehrmechanismen der Opfer besteht.
zum Anfang der Serie


Teil 2: Menschenwohnung als Schimmelwohnung

Der Schimmel scheut die Herausforderungen auch einer modernen Wohnung nicht, sondern nimmt sie als gutes Angebot gerne an. Dazu muss sie ihm organische Nahrung, Feuchtigkeit und Wärme bieten und soll möglichst wenig seiner bakteriellen Feinde enthalten.
Für wenig Bakterien sorgen moderne Hygiene- Auffassungen und die vielen Reinigungsmittel.
Nahrung findet der Schimmel in Tapeten, Klebern, Dichtstoffen, Holz und Kunststoffen. Bodenbeläge, Möbel, Textilien und Dämmstoffe sind ebenfalls gern genommene Nahrung. Es reichen ihm aber schon organische Zusatzstoffe, die heute vielen mineralischen Baustoffen zu unterschiedlichsten Zwecken zugesetzt werden. Fliesenmörtel und –kleber enthalten organische Dichtstoffe oder elastische Anteile zur Verhinderung von Brüchen und Rissen; selbst Beton, Mauermörtel oder Putz enthalten Verzögerer zur Verlängerung der Verarbeitungszeiten. Moderne Farben enthalten organische Bindemittel und Kunstharze. Dem anspruchslosen Schimmel reicht das als Nahrung aus.

Wegen der heute hohen Anforderungen an die Wärmedämmung werden auch zunehmend poröse Materialien verwendet, die dem Pilz einen idealen Aufenthaltsort bieten. Die Dämmmaterialien selbst spielen dabei aus mehreren Gründen eine besondere Rolle. Gerade die als ökologisch unbedenklich geltenden Materialien wie Wolle und Zelluloseflocken (Altpapier) sind ideale Nährstoffquellen des Pilzes. Sie sind außerdem porös und in ihnen entsteht Feuchtigkeit, die von dort aus auch in andere Materialien eindringen kann. Wie das geschehen kann, werden wir im Verlaufe dieses Artikels erörtern.

Wer schon einmal etwas mit Ton oder Lehm geformt hat – was ja nichts anderes ist als feuchte Erde –, der musste es immer wieder anfeuchten. Erst ganz zum Schluss durfte das Kunstwerk durchtrocknen oder wurde gebrannt. Schlägt man einen halb getrockneten Lehmklumpen auf, dann sieht man wie er im Innern noch ganz feucht ist. Nur wenige Tage später ist der Lehm auch im Innern trocken. Lehm kann Feuchtigkeit auch durch schon getrocknete Schichten entlassen. Die Feuchtigkeit fließt nicht etwa unten aus dem Lehm heraus, sondern wird als Gas an die Luft abgegeben. Mit Lehm kann man trotzdem Fugen luftdicht schließen. 

Die meisten Baustoffe, aus denen Wohnungen bestehen, verhalten sich genau wie der Lehm. Sie können luftdicht sein und trotzdem können sie Wasser aufnehmen und wieder abgeben wie ein Schwamm, wie Brot, wie Blumenerde oder Handtücher.
In Wohnungen geben viele Dinge Feuchtigkeit ab: Wäsche, Bäder nach dem Duschen, Kochtöpfe, Aquarien, Pflanzen und Menschen beim Atmen und Schwitzen. So enthält die Luft in Wohnungen – besonders wenn es draußen friert – viel mehr gasförmiges Wasser (Wasserdampf) als die Außenluft. Typische Innenluft enthält je Kubikmeter etwa 10 Gramm Wasser, typische Winterluft dagegen nur 2 Gramm.
Da in Wohnungen ständig Luftfeuchtigkeit neu entsteht, gibt es auch einen ständigen Trocknungsprozess durch die Außenwände, die wie die schon trockenen Schichten des Lehms das weitere Austrocknen nur wenig behindern. Dabei wandert ständig gasförmiges Wasser von innen nach außen durch die Außenwände. (Dampfdruckausgleich oder Dampfdiffusion) Das geschieht nur dort nicht, wo dampfdichte Materialien wie Glas oder Metallfolien das verhindern.

Eine besondere Eigenschaft der Luft sorgt beim Durchgang des Dampfs durch Außenwände für die Entstehung von flüssigem Wasser. Schimmel, der hier Nahrung und genügend Wärme findet, hätte damit alles zum Leben. Die Menge Wasserdampf, die Luft höchstens (bis zur Sättigung) aufnehmen kann, ist nämlich abhängig von der Temperatur. Ein Kubikmeter 21 Grad warme Luft kann höchstens 16 Gramm Wasserdampf aufnehmen. Kühlt man ihn auf 0 Grad ab, dann kann er nur noch 5 Gramm enthalten – 11 Gramm wandeln sich in flüssiges Wasser um. (Kondensat oder Taufeuchte) War die 21 Grad warme Luft nicht ganz gesättigt, dann hätte man sie einige Grad abkühlen können, ohne dass flüssiges Wasser entstanden wäre. Die Temperatur, bei der dann doch die Kondensation einsetzt, nennt man die Taupunkt- Temperatur.
Auf dem Weg des von einem Badehandtuch abgegebenen Wasserdampfs durch die Außenwand sinkt aber die Temperatur, denn die Wandinnenseite hat Raumtemperatur (21 Grad) und die Außenseite im Winter vielleicht nur 0 Grad. Die Innenluft kann bei 60-prozentiger Sättigung aber nur um 9 Grad abgekühlt werden, ohne dass der enthaltene Wasserdampf kondensiert. Ab einer Stelle in der Außenwand, wo sie nur noch 12 Grad warm ist, entsteht deshalb flüssiges Wasser. - So bekommt der Wandschimmel sein Wasser.

Ganz außen in der Wand wäre das nicht so schlimm; näher am Innenraum kann der Schimmel aber die Atemluft verderben. Nahe am Innenraum entsteht das Tauwasser, wenn Wärmedämmungen der Wände weit innen liegen. Dies ist auch der Fall, wenn vor Außenwänden die Luftströmung behindert wird (z.B. durch Fußleisten, Bilder, Möbel, und Gardinen). Aber auch in Raumecken, besonders, wenn es sich um die Innenseiten von Gebäude-Außenecken handelt und ganz allgemein, wenn innere Wandteile auskühlen (z.B. bei Kältebrücken, sowie in der Nähe von winddurchlässigen Ritzen und von auf Kipp stehenden Fenstern), finden wir oft feuchte Stellen, die dem Schimmel einen Nährboden bieten.

Große Wassermengen entstehen, wenn stark geheizt wird, wenn wenig gelüftet wird, wenn wenig Wasserdampf direkt abgeführt wird (z.B. in Bädern, beim Wäschetrocknen oder beim Kochen), wenn aus anderen Gründen viel Feuchtigkeit in die Wohnung gelangen kann (z.B. bei mangelnder Isolation gegen Erdfeuchte, bei Wasserschäden, beim Wäschetrocknen über Heizkörpern, beim Kochen auf Gas und durch Aquarien) und wenn für den Dampfausgleich nur kleine Flächen zur Verfügung stehen, weil andere Flächen dampfdicht sind.
Das Wasser hält sich lange in Wänden, wenn die Abtrocknung nach außen behindert ist (z.B. bei Kellern und dampfdichten Außenbeschichtungen), wenn sich das Wasser in porösen Baustoffen und in Hohlräumen oder in unteren Wandbereichen sammeln kann und wenn die Abtrocknung nach innen durch mangelhaftes Lüften vermindert ist.
Schon die Aufzählungen zeigen, dass mit Schimmel in Wohnungen immer zu rechnen ist und dass Lüftung helfen könnte; denn sie vermindert sowohl Wassermengen als auch Feuchtzeiten und natürlich ersetzt sie regelmäßig die mit Pilzsporen durchsetzte Innenluft gegen frische Außenluft. Über verschiedene Lüftungsmethoden und über bauliche Maßnahmen zur Vermeidung und Bekämpfung der Schimmelbildung informiert der nächste und letzte Artikel dieser kleinen Serie.

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Teil 3:
Zum Fenster hinaus gejagt
Im vorhergehenden Teil dieser Serie haben wir uns mit der Entstehung des Schimmels befasst. 
Als Faustregel gilt, dass Schimmel kann überall dort erwartet werden kann, wo in der Heizperiode auf den Innenflächen eine Temperatur von 13° C oder weniger herrscht. 
Nun etwas zur Vermeidung des Schimmels in unseren Wohnungen:

Die umfassendsten Wirkungen gegen den Schimmel entfaltet das Lüften; denn es tauscht die feuchte Innenluft gegen trockenere Außenluft aus – das verringert die Bildung von Taufeuchte und bewirkt das zusätzliche Abtrocknen vorhandener Feuchte auch über die Wandinnenseiten. Ganz wichtig: Die Konzentration der Pilzsporen in der Atemluft wird durch regelmäßiges Lüften niedrig gehalten.

Es muss nur richtig gelüftet werden! Leider lüften viele Menschen deshalb viel zu wenig, weil sie unnötige Heizenergieverluste fürchten. Dabei verringert ein steigender Taufeuchtegehalt in den Außenwänden deren Dämmfähigkeit und führt so ebenfalls zu vermeidbaren Wärmeverlusten. Nehmen Sie als Faustregel einfach an, dass alle zwei Stunden die gesamte Luft in Ihrer Wohnung durch frische Luft ausgetauscht werden muss. Diese Frischluftmenge wird aus hygienischen Gründen mindestens benötigt. Wenn man in Abständen von zwei Stunden einige Fenster ganz öffnet und damit Durchzug in der Wohnung erzeugt, ist das in wenigen Minuten erledigt. Das geht so schnell, dass es gar nicht erst zu Auskühlungen der Mauern kommt. An kalten Mauern würde sich nämlich nach dem Lüften sofort Kondenswasser bilden. Genau das geschieht auch, wenn die Fenster zum Lüften längere Zeit in Kipp-Stellung gebracht werden. Die Wandbereiche, die seitlich und oberhalb an das Fenster angrenzen, kühlen dabei stark aus. Da hier die Kälte ohnehin schon über Fensteranschläge, Betonstürze und Rollladenkästen tiefer nach innen eindringen kann als anderswo, kommt es oft zu erheblichen Tauwasser- und Schimmelbildungen.

Vermeiden Sie also das Lüften mit Fenstern in Kipp- Stellung, bevorzugen Sie die Stoßlüftung!

Beim Fensterputzen sollen auch die Rahmen gereinigt werden und die Dichtstoff-Fuge zwischen Glas und Rahmen. Wenn hier eine Silikonfuge bereits schwarze Flecken zeigt, dann ist der Schimmel da und ihre Wohnung ist im Durchschnitt zu feucht. Wegen der metallenen Abstandhalter zwischen den beiden Scheiben einer Isolierverglasung ist es nämlich in der Nähe der inneren Silikon- oder Gummifuge besonders kalt. 

Hier entsteht das erste gut sichtbare Kondensat, wenn Sie viel Blumen oder ein Aquarium haben oder Wäsche auf den Heizkörpern trocknen. Decken Sie das Aquarium ab und trocknen Sie die Wäsche niemals in Wohnräumen!
Benutzen Sie beim Kochen den Dunstabzug. Er muss nicht nach außen entlüften. Das bedeutet Wärmeverlust und zieht überall in der Wohnung kalte Luft durch Ritzen und Fugen nach. In der Nähe dieser Ritzen kommt es wieder zu Auskühlungen mit der Folge von Tauwasserbildung. Auch bei Winddruck strömt Luft durch die Ritzen; deshalb ist seit vielen Jahren aus Wärmeschutzgründen und zur Vermeidung von Tauwasser eine weitgehend luftdichte Bauweise vorgeschrieben. Bauen Sie Ihren Bodenraum aus? Dann muss es unbedingt eine winddichte Schicht gleich hinter den so beliebten Profilhölzern geben und sie muss mit Dichtungsband und Anpressleiste mit dem Putz der Wände verbunden werden.
Doch zurück zum Dunstabzug. Ein Umluftgerät mit Aktivkohle- Filter tut es auch. Es neutralisiert Gerüche und speichert die Feuchtigkeit um sie langsam abzugeben. Bei regelmäßigem Lüften ist das kein Problem. Aber der Trockner! Auch er bläst Luft aus dem Haus und durch alle Ritzen kommt... – aber das kennen Sie schon.

Eine sehr geschickte Art ist es, das Lüftungsproblem über eine kleine Lüftungsanlage regeln zu lassen. Wenn in einer Wohnung in den Räumen ständig Luft abgesogen würde, in denen am meisten Wasserdampf anfällt – zum Beispiel in Bad und Küche –, dann würde die Feuchtigkeit sich gar nicht erst in der Wohnung verteilen und in allen Außenwänden so viel Taufeuchte bilden, dass Schimmel wachsen könnte. Wenn nun gerade die Luftmenge abgesogen würde, die aus hygienischen Gründen notwendig ist, dann müsste man nie mehr ein Fenster öffnen, um frische Luft zu haben und zu wissen, dass nicht zu viel Energie verschwendet wird. Gerade nachts, wenn man schläft und nicht alle zwei Stunden die Fenster öffnen kann, stiege dann nicht mehr der Feuchte- und Kohlensäuregehalt der Luft. Ein Schlaf in gesunder Luft und dennoch ohne Straßenlärm wäre möglich. Eine solche Anlage kostet je Wohnung um 3.000,- DM, wenn sie ohne Wärmerückgewinnung arbeitet. Da man nur Luft aus dem Haus heraus blasen kann, wenn an anderer Stelle Außenluft nachströmen kann, muss es noch Öffnungen für die frische Luft geben. Sie werden in die Fensterrahmen der Schlaf- und Wohnräume eingebaut oder unter Fensterbänke in das Mauerwerk integriert. Es gibt sie auch selbstregelnd. Dann steuert ein sich bei feuchter Luft ausdehnender Streifen die Öffnungsklappe. Die nachströmende Luft wird dann gleich vom Heizkörper vorgewärmt. Zu Zugerscheinungen kommt es nicht, weil es nur geringe Luftströme sind. Ein Schlafraum benötigt etwa 3 Liter Frischluft je Sekunde. Unter den Türen gelangt die verbrauchte Luft zum Bad und zur Küche und wird dort abgesogen. Da Sie mit einer solchen Anlage eine kontrollierte Lüftung betreiben, dürfen Sie etwa von jährlichen Heizkostenersparnissen von 5 Prozent ausgehen.

Wenn Sie Kellerräume zu Aufenthaltsräumen ausbauen, dann sollten Sie immer einen Fachmann (z.B. einen Architekten) um Rat fragen. Wegen der fehlenden Möglichkeit, Wandfeuchte nach außen abzutrocknen, wegen der meist nur innen möglichen Ergänzung von Wärmedämmung und wegen der aus dem Erdreich auch durch wasserundurchlässigen Beton aufsteigenden Feuchte kommt es leicht und oft zu massiv die Gesundheit gefährdenden Raumverhältnissen.

Besondere Belastungen treten in Bädern auf. Nach dem Baden und Duschen muss durch gutes Lüften der Feuchtegehalt aus Luft und Wänden schnell abgetrocknet werden. Wände und Decken sollen möglichst undurchlässig für Wasserdampf sein. Für Gipskarton beplankte Decken und Dachschrägen ist deshalb innenseitig von der Wärmedämmung eine luftdichte Dampfsperre einzubauen. Fugen in Fliesenbelägen und an den Rändern der Wannen müssen im Abstand einiger Jahre erneuert werden. Dazu sollte das elastische Dichtungsmaterial fungizid sein – also giftig für Pilze. Fugen und Ritzen sollten in Bädern möglichst vermieden werden, weil Wasser von feinen Poren und Ritzen aufgesogen wird und sich verteilen kann. Es kann aber über die gleichen Ritzen nur schwer abtrocknen. So entstehen Wasserspeicher, von denen der Pilz lebt. Deshalb ist eine Duschabtrennung aus Sicherheits-Glasscheiben so gut. Es werden keine Rahmen benötigt, auf deren Kanten Wasser stehen bleibt und trotz der Dichtungen eindringen und gespeichert werden kann.

Die genannten Maßnahmen können Allergiker entlasten. Ob sie auch geeignet sind, die Entstehung von Allergien zu verhindern, ist sehr ungewiss. Es gibt Anzeichen, dass unser Immunsystem zur Vermeidung allergischer Reaktionen den Kontakt zu den schädlichen Stoffen benötigt. Die zivilisatorischen Errungenschaften einer modernen Gesellschaft könnten also das Gegenteil dessen bewirken, was mit Sauberkeit und Hygiene erreicht werden soll. Wenn man bedenkt, dass bei Allergikern schon geringste Mengen der auslösenden Stoffe eine heftige Reaktion bewirken, dann werden die Grenzen der Hygiene deutlich und die ärztlich begleitete Therapie tritt in den Vordergrund. Andererseits müssen wir bei der Entstehung von Allergien – auch gegen Schimmel-Allergene – mit Ursachen bei den allgemeinen Lebensgewohnheiten in einer modernen Welt rechnen. Die relativ geringe Zahl von Allergikern in der ehemaligen DDR und das Angleichen auf westliche Zahlen innerhalb weniger Jahre zeigen die Richtung an: Als Ursachen sind weniger z.B. die Luftqualität – die hat sich dort ja verbessert – als vielmehr z.B. Ernährungsgewohnheiten wahrscheinlich. Dass die Ernährung eine Rolle spielt weiß man. Die positiven Wirkungen des Stillens auf das Immunsystem der Säuglinge gelten als gesichert. Übrigens: Auch Haustiere sind zunehmend von Allergien betroffen. Auch hier ist eine Übereinstimmung mit veränderten Ernährungsgewohnheiten gegeben – das Fertigfutter setzte sich durch.

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Informationsabend
Viele Vorteile durch begrünte Dächer

Garbsen (stp). Am Donnerstag, 26. April, sind alle Bürgerinnen und Bürger zu einer kostenlosen Informationsveranstaltung zum Thema Dachbegrünungen eingeladen.  Bei der Sitzung des Umweltschutz- und Grünflächen- Ausschusses um 18 Uhr im Ratssaal des Rathauses informiert Diplom- Ingenieur Bernd Münkel  anschaulich und praxisnah über diese besondere Art der Dachgestaltung.

Dächer in Grünflächen umzuwandeln, bewirkt eine Verschönerung des Bauwerkes. Die Gebäude werden aufgewertet, grüne Dächer steigern die Lebensqualität. Doch sie können noch mehr: Sie wirken sich positiv auf den Temperaturausgleich aus, filtern die Luft und können einen Beitrag zum Lärmschutz leisten. 

Durch die Reduzierung der Temperatur- Unterschiede ist auch eine Schutzfunktion für die Dächer gegeben.

Dies sind nur einige Aspekte rund um das Thema Dachbegrünungen, die Bernd Münkel vorstellt. Der Referent ist Fachberater der Firma Optima, ein bekannter Hersteller von Dachbegrünungssystemen. Mit ihren Materialien wurde das Umkleidegebäude des Badeparadieses Berenbostel begrünt. Der
Vortrag dauert etwa eine halbe Stunde, anschließend ist Zeit für eine gemeinsame
Diskussionsrunde und Fragen eingeplant. Nähere Informationen gibt es beim Grünflächenamt der Stadtverwaltung, Beate Butsch, unter der Telefonnummer (05131) 707433

Niedrigenergiehaus und Passivhaus


Mit dieser ersten Folge beginnt der LeineBlick eine fünfteilige Serie von  Fred von der Lage
Von der Lage ist mehrfach ausgezeichneter Dipl.-Ing. Architekt und zusammen mit  Dipl.-Ing. Architekt Muth Inhaber eines Architekturbüros in Hannover. Detailierte Informationen - über das Team, bisher ausgeführte Bauten sowie Preise und Auszeichnungen - finden Sie unter www.BauLeute.de

Inhalt:
Teil 1: Einführung
Teil 2: Niedrigenergiehaus ohne Mehrkosten
CASAnova - das Programm
Teil 3: Passivhaus ohne Mehrkosten
Teil 4: Wärmepumpe und Fördermittel
Teil 5: Erstaunliches beim Passivhaus und elektrischer Strom
 

Teil 1:
Einführung

Es geht um das Wohnen im Einfamilienhaus oder Mehrfamilienhaus. Die jährlich zum Heizen benötigte Energie entscheidet darüber, wie ein Haus einzuordnen ist. Ein Passivhaus benötigt höchstens 15 Kilowattstunden (kWh) Heizenergie im Jahr um einen Quadratmeter Wohnfläche zu beheizen und ein Niedrigenergiehaus verbraucht dafür höchstens 70 kWh. Gesetzlich erlaubt sind aber noch Verbräuche bis 100 Kilowattstunden. Wenn ein Beispielhaus mit 150 Quadratmetern Wohnfläche durch Erdgas beheizt würde, dann stünden für die unterschiedlichen Hausqualitäten 150 DM, 700 DM bzw. 1.000 DM auf der Jahresrechnung.

Interessant ist, dass die Kosten eines Einfamilienhauses sich nicht oder kaum ändern, wenn es bei gleicher Größe als Passiv-, Neidrigenergie- oder Normalhaus gebaut wird. Ziel dieser kleinen Artikelserie ist es, Ihnen das in nachvollziehbarer Weise zu erläutern.

Wenn Ihre Gasrechnung größer ausfällt, dann kann das trotz gleicher Hausgröße verschiedene Gründe haben. Wird das warme Wasser von der Heizung mit erzeugt, so werden für fünf Personen noch ca. 300 DM im Jahr mehr fällig. Vielleicht kochen Sie auch mit Gas. Aber wahrscheinlich ist Ihr Haus schon älter und der jährliche Heizanteil ohne Warmwasserbereitung beträgt 1.500 bis 2.500 DM.

1.000 DM wären ungefähr die Grenze, wenn nach der seit 1995 geltenden Wärmeschutzverordnung (WSchVO) gebaut würde. So darf aber nicht gebaut werden, weil schon seit längerer Zeit bekannt ist, dass die in Kürze erwartete Energieeinsparverordnung noch höchstens einen Energieverbrauch zulassen wird, der dem eines Niedrigenergiehauses entspricht. Wegen der mit wenigstens 50 Jahren langen Lebensdauer von Häusern handelten Planer und Anbieter von Neubauten verantwortungslos, wenn sie ihre Bauherren nicht eingehend darüber berieten. Architekten benötigen in der Regel eine schriftliche Vereinbarung mit ihren Bauherren, wenn diese auf der noch zulässigen Bauweise nach der WSchVO bestehen wollen. Deshalb ist bereits seit einiger Zeit das Niedrigenergiehaus als ein Mindeststandard anzusehen. Um so erstaunlicher ist, dass es in weiten Kreisen der Bevölkerung noch als teurer Exot gilt.

Bereits seit Inkrafttreten der WSchVO 1995 muss luftdicht gebaut werden. Damit sind oft nicht bedachte Konsequenzen verbunden. Guckt man nämlich genauer auf den Heizenergiebedarf, so stellt man fest, dass er

nur zu zwei Dritteln oder gar nur zur Hälfte entsteht, weil das Haus Wärme über seine Außenflächen abstrahlt. Der Rest geht beim Lüften, Betreten und Verlassen und durch viele Ritzen und Fugen verloren. Dabei ist der Anteil, der über Ritzen und Fugen entweichen darf, durch Vorschriften stark begrenzt. Bei einem Haus ohne Lüftungsanlage darf bei einem gewissen Winddruck alle 20 Minuten soviel kalte Luft ins Haus dringen wie es selbst an Luft enthält. Hat das Haus eine Lüftungsanlage, dann muss es mindestens eine Stunde dauern bis der Wind alle Luft im Haus ersetzt hat. Es gibt gute Gründe anzunehmen, dass bei Häusern der letzten fünf Jahre aber mindestens doppelt so hohe Fugenverluste entstehen. Denn die notwendigen Maßnahmen werden oft nicht beim Bauen beachtet und wenn doch, dann zu unsorgfältig ausgeführt.

Obwohl die Wärmeschutzverordnung vorschreibt, dass die Heizungsanlage nicht 
größer als erforderlich gebaut werden darf, kommt es trotz ungenügender Luftdichtigkeit der Häuser normalerweise nicht zu Heizproblemen. Und weil zusätzlich ein großer Teil der Bewohner nicht richtig lüftet und auch dadurch viel Wärme verloren geht, entsteht ein trauriges Bild: Man muss davon ausgehen, dass meistens viel mehr Wärme verbraucht wird als nötig und viel zu große Heizungsanlagen betrieben werden - auch in Neubauten. Wer hingegen nicht genug lüftet, der hat es mit Schimmel und feuchten Wänden zu tun. Die immer noch zu "luftigen" Bauweisen verzeihen dies meistens, was aber teuer mit Heizenergie bezahlt wird.

Zu einem Niedrigenergiehaus gehört deshalb auch, dass eine sorgfältige Planung der Komponenten und die Überwachung der Bauausführung die errechneten Verbrauchs- Werte für die Praxis sicher stellen. Kontrollierte Wohnungslüftung mindestens über eine einfache Abluftanlage war seit 1995 sehr empfehlenswert oder naheliegend und muss heute als notwendig erachtet werden. Das ist der Standard und er ist auf heutigem Kostenniveau unproblematisch zu erreichen. Er muss nur eingefordert werden. Das Niedrigenergiehaus beschreibt daher bereits 
heute die Mindestqualität des Umgangs mit Heizenergie und ist keine Besonderheit. Schlechtere Qualitäten führen dazu, dass dem Bauherrn keine Baukosten erspart aber zu hohe Verbrauchskosten für unabsehbare Zeit zugemutet werden.

Im Teil 2 wird es um das Niedrigenergiehaus ohne Mehrkosten gehen und danach geht's an die vollständige Einsparung einer Heizungsanlage.

Teil 2:
Niedrigenergiehaus ohne Mehrkosten

Als Zusammenfassung des ersten Teils ergab sich, dass ein Niedrigenergiehaus eine Bauart beschreibt, die jeder Neubau eines Wohnhauses mindestens erfüllen muss. Hier nun soll es darum gehen, was anders ist am Niedrigenergiehaus und weshalb es nicht mehr kostet.

Beim Beispielhaus für fünf Personen mit 150 Quadratmetern Wohnfläche können im Jahr nur 300 DM Erdgaskosten eingespart werden, wenn es als Niedrigenergiehaus gebaut wird und nicht nach den noch gesetzlich zulässigen Höchstgrenzen für die Heizenergie geplant wird. In der Praxis ist die Einsparung etwas höher, weil das Niedrigenergiehaus seinen berechneten Energiebedarf im Gegensatz zu "normalen" Bauweisen zuverlässiger erreicht. Das liegt in erster Linie an den notwendigen Maßnahmen zur kontrollierten Lüftung und zur Herstellung und Überprüfung einer ausreichenden Luftdichtigkeit, die sonst meistens vernachlässigt werden. 

Deshalb darf das Niedrigenergiehaus mindestens 4.000 DM teurer sein, ohne dass es monatlich zu höheren Belastungen führt. Ein solcher Betrag reicht aus, um eine Lüftungsanlage einzubauen, die aus Küche und Sanitärräumen ständig Luft absaugt und das Lüften über Fenster überflüssig macht. Durch schallgeschützte Zuluftschlitze in Fensterrahmen oder unter Fensterbänken in den Wohn- und Schlafräumen strömt dann die frische Luft nach. Der Stromverbrauch einer solchen Anlage mit höchstens 50 Watt elektrischer Leistung kann durch den Einsatz einiger Energiesparlampen statt normaler Glühbirnen ausgeglichen werden.

Nun muss noch die Wärmedämmung verbessert werden. Als Faustregel reichen zusätzlich vier Zentimeter aus. Wo in Wänden und im Fußboden sonst acht Zentimeter eingebaut werden, sind es nun zwölf. Im Dach wird sonst zwischen den Sparren eine ca. 18 Zentimeter starke Dämmung eingebaut. Nun sollte eine vier Zentimeter dicke Zusatzdämmung zwischen die Latten gelegt werden, auf die zum Beispiel Gipskartonplatten befestigt werden.

Zusätzliche Lohnkosten sind mit dickeren Dämmungen kaum verbunden. Das Material schlägt aber mit etwa fünf Mark pro Quadratmeter zusätzlich zu Buch. Beim Beispielhaus entstehen ungefähr 2.500 DM Mehrkosten. Da es als Niedrigenergiehaus aber mit nur noch 70% der Heizenergie auskommt, kann mancher Heizkörper eingespart und andere können verkleinert werden. So entfallen auch einige Meter Heizleitung mit Leitungsdämmung 

und der Wärmeerzeuger kann ebenfalls verkleinert werden. Das sollte in der Regel den Mehraufwand bei der Dämmung ausgleichen. Der Wärmeverlust hängt auch von der Gebäudeform ab. Ecken, Erker und Ausbauten  vergrößern die Wärme abgebende Oberfläche unnötig und der Energieverbrauch steigt. In der Wärme dämmenden Gebäudehülle sind Fenster Leckstellen. Über einen Quadratmeter Fenster geht gegenüber einem Quadratmeter Wand das Vierfache an Wärme verloren. Da aber Licht auch eine Form von Energie ist, die sich noch dazu im Hausinneren in Wärme umwandelt, können die heute erhältlichen Wärmeschutzgläser in der Heizzeit an Sonnenwärme einfangen, was durch sie über Abstrahlung verlorengeht. Das gilt nur für Fenster, die in südlicher Richtung eingebaut werden. Ost- und Westfenster sind deutlich schlechter und Nordfenster sollten so klein wie möglich ausfallen.

Ein Haus, bei dem die Gebäudeform und die Lage der Fenster sorgfältig geplant werden, kommt mit geringeren Dämmschichten aus. Es genügen dann oft schon zwei Zentimeter mehr oder die Verwendung eines Dämmstoffs der Wärmeleitfähigkeitsgruppe 035 statt der üblichen 040.

Bei den Fenstern ist darauf zu achten, dass ihre Gläser einen k-Wert nach DIN von 1,1 aufweisen. Die immer noch gebräuchlichen Gläser mit Werten von 1,3 oder 1,4 sind oft nicht einmal billiger, für das Niedrigenergiehaus aber ungeeignet. Sollten dennoch Mehrkosten auftreten, so kann der ein oder andere Fensterflügel eingespart und als fest stehende Verglasung vorgesehen werden. Ein Öffnungsflügel je Wohn- oder Schlafraum sollte ausreichen, denn zum Lüften ist ja nun die Lüftungsanlage da, die auch Schimmelbildungen verhindern hilft.

Bund, Länder, Gemeinden und die Energieversorgungs- Unternehmen fördern die mit einem Niedrigenergiehaus verbundenen Maßnahmen zur Energieeinsparung noch immer, obwohl dieser Baustandard - in Kürze auch nach dem Gesetz - nur die Mindest- Anforderungen erfüllt. Es handelt sich um Zuschüsse, Steuervergünstigungen und um zinsverbilligte Darlehen. Die Förderungen fallen aber regional sehr unterschiedlich aus. Informationen über Födermöglichkeiten wird ein späterer Teil dieser kleinen Serie enthalten.

Im Teil 3 wird es um das Passivhaus gehen und wie man Heizungsanlagen einspart.

Das Softwarelabor  für Niedrigenergie- und Solararchitektur des Fachgebietes Bauphysik & Solarenergie der Gesamthochschule Uni Siegen bietet übrigens ein schönes Lernprogramm zur Heizenergie- und Sonnenernergienutzung an, bei dem man die Grunddaten seines Hauses eingeben und variieren kann und dann jeweils die Auswirkungen vielfältigster Art in Diagrammen und Grafiken ablesen kann. 
Hier der der direkte Link zum Downlaod von CASAnova (3,6MB):

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Teil 3:
Passivhaus ohne Mehrkosten
Aus den vorangegangenen Artikeln ergab sich, dass der unverzichtbare Mindeststandard für Wohnhäuser ein Niedrigenergiehaus ist und dass es ohne Mehrkosten errichtet werden kann. Dazu war eine einigermaßen sorgfältige Planung und Baudurchführung erforderlich. Im Unterschied dazu muss das Passivhaus sehr 

Im Niedrigenergiehaus werden verstärkte Dämmschichten, gute Gläser und eine Abluftanlage zur Energieeinsparung verwendet. Das Passivhaus geht bei der Heizenergie nur noch einen - aber großen - Schritt weiter und das kommt so: 
Würde man ein Niedrigenergiehaus mit noch dickeren Dämmungen versehen, dann könnte man noch mehr Heizenergie einsparen. Aber jeder Zentimeter mehr an Dämmung bringt weniger Einsparung als der vorige Zentimeter. Der letzte Zentimeter bringt noch ein paar Prozent, das aber nicht von 1.000 DM, sondern nur noch von 150 DM Heizkosten im Jahr. Das Haus würde immer teurer und würde dabei immer weniger an zusätzlicher Einsparung beim Verbrauch bringen. So macht es keinen Sinn.

Aber der Trick ist ganz einfach. Ist der Heizenergiebedarf nur gering genug, dann benötigt man keine Heizungsanlage mehr. Es reicht dann aus, vorgewärmte statt kalter Luft für die Grundlüftung zu benutzen. Unser Beispielhaus hatte 150m²  Wohnfläche. Der Gasanschluss und die Heizungsanlage würden dafür etwa 32.000 DM kosten. Es stellen sich die zwei einfachen Fragen, ob für dieses Geld die zusätzliche Dämmung und die verbesserte Lüftungsanlage eingebaut werden 
können und wo denn die Restenergie für die warme Luft herkommen soll.

Für verbesserte Fensterrahmen und Dreischeibengläser müssen 6.000 DM, für andere Dämmarbeiten, die damit verbundene Hausvergrößerung und im Detail aufwändigere Konstruktion - zum Beispiel bei der weiter verbesserten Luftdichtigkeit - rund 14.000 DM veranschlagt werden. Etwa 12.000 DM Mehrkosten verursacht die Lüftungsanlage gegenüber einer einfachen Abluftanlage. Die hat dann auch ein Rohrsystem für die Frischluft- Verteilung mit Schalldämpfern, einen Wärmetauscher, der die Wärme aus der verbrauchten Luft auf die Frischluft überträgt, ein im Erdreich verlegtes Rohr, über das auch im tiefen Winter Luft mit Plusgraden angesaugt oder im Sommer gekühlt werden kann, eine elektronische Regelung usw. - eben alles, was dazu gehört - siehe Abbildung:

Beim Mitrechnen werden Sie bemerkt haben, dass keine Mehrkosten entstehen und nun jährlich 150 statt 700 DM Heizkosten anfallen sollen. Die Rechnung ist aber unvollständig. Noch werden pro Jahr etwa 300 DM für die Warmwasserbereitung fällig und es fehlt auch Restwärme für den Heizbetrieb. Deshalb ist das Passivhaus noch nicht fertig.

Bis zu acht Quadratmeter Sonnenkollektoren sollen deshalb dafür sorgen, dass knapp zwei Drittel der Energie für die Warmwasserbereitung eingespart wird und auch zur Heizung beigetragen wird. Das geht deshalb so gut, weil das warme Wasser auch im Sommer benötigt wird, wo es die Sonne gut mit uns meint. Dafür gibt es von Vater Staat 2.000 DM Zuschuss. Die Solaranlage mit Speicher kostet aber etwa 10.000 DM. Nun schon 8.000 DM im Minus bleiben die Probleme der Restwärme für die Heizung und von einem Drittel Restenergie für warmes Wasser erhalten. Das sind zusammen etwa 4.500 Kilowattstunden im Jahr, die noch fehlen und einen Gasanschluss besitzt das Passivhaus nicht.

Im einfachsten Fall könnte ein Elektroheizstab im Warmwasserbehälter die gesamte Restheizung leicht erledigen, denn selbst bei minus 10 Grad Außentemperatur würden 1.000 Watt Leistung ausreichen. Eine etwas höhere Auslegung würde nur aus Sicherheitsgründen erfolgen. Das ist weniger als die Leistung eines guten Föhns oder einer Kaffeemaschine. Dazu würde lediglich ein Wasserkreislauf mit 
Wärmetauschern Energie vom Warmwasser auf den Zuluftkanal übertragen. So arbeitet eine Heizungsanlage üblicherweise auch, wenn sie Heizwasser erwärmt und damit das Brauchwasser im Speicher aufheizt.

Leider passt zum Passivhaus der elektrische Heizstab nicht, weil bei der Herstellung des Stroms im Kraftwerk sehr viel Abwärme und Kohlendioxyd in die Luft geblasen wird. Nur ein Drittel der im Brennstoff enthaltenen Energie kann dabei in Strom umgewandelt werden. Im Haushalt ist Energie dann doppelt so teuer in Form von Strom als es sie in Form von Gas gibt.

Eine Kleinstwärmepumpe soll die 4.500 Kilowattstunden Restwärme im Jahr liefern Mit einer Anschlussleistung wie zwei Kühlschränke (ca. 300 Watt elektrisch) schafft sie das, denn sie erzeugt daraus die nahezu vierfache Wärmeleistung. Wie das geht, was das sonst noch mit Kühlschränken zu tun hat und wie sich der Anschaffungspreis zusammen mit dem bisher aufgelaufenen Minus von 8.000 DM in 
Luft auflöst erfahren Sie in Teil 4.

Lüftungsinstallation am Beispiel eines PAUL-Gerätes mit durchschnittlich 90%(!) Wirkungsgrad. Bei 2°C außen und 22°C innen wird die Außenluft auf 20°C ohne weitere Energiezufuhr vorgewärmt. 
Im Internet: http://www.paul-lueftung.de

Bild mit freundlicher Genehmigung 
der Fa. PAUL Wärmerückgewinnung

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Teil 4:
Wärmepumpe und Fördermittel
Mal abgesehen von den Dachkollektoren sind alle bisher vorgestellten Bestandteile des Passivhauses sehr konventioneller Art. Aber auch die Kollektoren sind seit vielen Jahrzehnten bewährte Bauteile mit langer 
Lebensdauer - genau wie die weniger bekannte Wärmepumpe. Sie hat sich aber in Kühlschränken ebenfalls als unproblematischer und kaum wahrgenommener Bestandteil unseres Lebens bewährt. Nun soll sie die im Passivhaus benötigte Restwärme herbeipumpen.

Eine Kleinstwärmepumpe reicht aus. Es ist ein Gerät wie im Kühlschrank, das für Abkühlung sorgt und dafür Wärme an anderer Stelle abgibt. Beim Kühlschrank wird die Abkühlung innen durch Wärmeentzug erreicht. Außen wird die Wärme über ein Gitter abgegeben, das von einer Transportflüssigkeit mit besonderen Eigenschaften durchflossen wird. Beim Passivhaus kühlt die Wärmepumpe die Außenluft ab und erwärmt dafür die Innenluft oder einen Wasserkreislauf.

Kompaktgerät AEREX der Fa. Maico, rechts geöffnet. Im Format von Kühl- oder Gefrierschränken: Warmwasserspeicher im hohen Teil, daneben Lüftungsgerät mit unten eingebauter Wärmepumpe und einem oben im Gerät sichtbaren Modul zur Wärmerückgewinnung aus der Abluft. AEREX im Internet: 
http://www.maico.de und Funktionsschema der Komplettanlage (ebenfalls zur Verfügung gestellt von der Fa. Maico) unter http://www.bauleute.de

Wenn es draußen kälter wird, kann die Wärmepumpe zwar dort für noch mehr Kälte sorgen. Sie selbst friert dabei aber auch ein und muss hin und wieder abgetaut werden. Das würde ihre Leistung verringern und auch Energie zum Abtauen verbrauchen. Hier springt der Erdwärmetauscher ein, der bereits Bestandteil der Lüftungsanlage ist. Das im Erdreich verlegte Rohr für die Luftzuführung wird für 1.000 DM verlängert, reicht für Frostfreiheit aus und erübrigt die Abtauvorgänge auch an der Wärmepumpe zumal dann, wenn dabei noch die Abluft aus dem Haus mithilft.

Nun muss natürlich der Einwand kommen, dass die Wärmepumpe ebenfalls Strom verbraucht. Das ist richtig. Aber sie macht aus einer bestimmten Menge elektrischer Energie die fast vierfache Menge an Wärmeenergie. Die für Heizung und Warmwasser verbliebene Restwärmemenge von etwa 4.500 kWh  im Jahr kann mit 1.300 kWh Strom erzeugt werden. Das Beispielhaus verursacht als Niedrigenergiehaus für Heizung und Warmwasserbereitung jährlich 1.000 DM Verbrauchskosten. Als Passivhaus bleiben davon nur etwa 200 DM übrig. So können jährlich 800 DM eingespart werden. Deshalb darf das Passivhaus bei gleich bleibender monatlicher Belastung um rund 20.000 bis 40.000 DM teurer sein. Denn nun können zinsverbilligte Baugelder in Anspruch genommen werden.

Als Kompaktgerät, eine Kombination aus Wärmepumpe, Warmwasserspeicher mit Solaranschluss und Lüftungsgerät mit  Wärmerückgewinnung, werden etwa 20.000 

DM fällig. Das sind 4.000 DM mehr als die bereits berücksichtigten Einzelkomponenten: Lüftungsanlage mit Wärmetauscher und solarer Warmwasserspeicher. Für die aufwändigere Planung sind noch mindestens 2.000 DM hinzuzurechnen. Dadurch bleiben nun 15.000 DM höhere Baukosten übrig. Im Einzelfall kann das auch ein Betrag zwischen 0 und 25.000 DM je nach dem Planungskonzept und den Marktbedingungen sein. Es dürfen aber 20.000 DM wegen der verringerten Verbrauchskosten und Zinsverbilligung abgezogen werden.

Da die Energie sparenden Maßnahmen beim Passivhaus durch den Bund mit Darlehen der Kreditanstalt für Wiederaufbau gefördert werden und deren Zins derzeit nur etwa 2% beträgt, könnte ein Passivhaus also regelmäßig günstiger sein als ein Niedrigenergie- oder Normalhaus. Es gibt aber noch Landesförderprogramme, steuerliche Erleichterungen und Fördermodelle der Energieversorger, durch die beim Bau von Passivhäusern eher mit Entlastungen als mit Belastungen zu rechnen ist. Unter den fördernden Institutionen ist im hannoverschen Raum zuerst proKlima zu nennen. Diese Institution, getragen von den Stadtwerken Hannover und den Städten Hannover, Laatzen, Langenhagen, Seelze, Ronnenberg und Hemmingen, begleitet Passivhaus-Projekte in ihrem Fördergebiet mit Rat und Tat und erheblichen Zschüssen. Im Beispielfall könnte mit mindestens 10.000 DM gerechnet werden. Die Stadtwerke Garbsen, die sich leider dem
Partnerschaftsvertrag proKlima nicht angeschlossen haben, fördern einzelne Bestandteile des Passivhauses. In diesem Fall die Solarkollektoren, die Lüftungsanlage mit Wärmetauscher und die Wärmepumpe mit 2.250 DM Zuschuss. Gute Dienste beim Aufspüren von Fördergeldern leistet das Internet unter folgenden Adressen: 

Sollte das Beispielhaus mit Verblendsteinen verkleidet werden, dann könnte darauf auch verzichtet werden. Etwa 12.000 DM würde das Haus dann weniger kosten und die Dämmung erleichtern.

Es sollten also wirklich keine finanziellen Bauchschmerzen verbleiben müssen. Angesichts dieser Situation erscheint es notwendig, dass jeder Bauherr auf gute Beratung und Aufklärung pocht, wenn er für Planungs- und Bauleistungen so viel Geld bezahlen soll, wie er es für kaum etwas anderes ausgibt. Auch die lange Lebensdauer eines Gebäudes und die zu erwartenden Steigerungen bei Energiepreisen verlangen das. Die Effekte für unsere gebeutelte Umwelt kommen hinzu.

Andere im Passivhaus sinnvolle Maßnahmen betreffen den Stromverbrauch. Selbstverständlich muss ihm besondere Aufmerksamkeit zukommen, weil Strom so ineffektiv erzeugt und über weite Strecken transportiert wird. Energiesparleuchten kennt inzwischen jeder. Es muss aber bei jedem elektrischen Gerät auf sparsamen Verbrauch geachtet werden und besonders die elektrischen Wäschetrockner sind im Passivhaus verpönt. 

Mehr zum Strom im letzten Teil der Serie, der auch Ihre Karriere als Kraftwerksbetreiber einleiten könnte.

Fred von der Lage


 
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Teil 5:
Erstaunliches beim Passivhaus und elektrischer Strom
Die vorangegangenen Artikel beschrieben das Passivhaus nach seiner Technik und den Kosten. Nicht kompliziert und doch sehr wirkungsvoll, so kann man es beschreiben. Aber wie lebt es sich darin und was sind die Besonderheiten im Betrieb?

Zunächst: Es sieht aus wie ein Haus und es lebt sich darin wie in einem Haus - ohne große Unterschiede. Man heizt aber nur an etwa 40 Tagen im Jahr. Im "normalen" Haus tritt Heizwärmebedarf an etwa 220 Tagen auf. Das reduziert sich im Passivhaus auf 150 Tage. Davon reicht aber an 110 Tagen an Wärme aus, was die Sonne und die "inneren Werte" an Wärme liefern. Zu den inneren Werten gehören die Menschen und die verschiedenen Elektrogeräte und Leuchten, die ja Wärmeenergie abgeben. Noch erstaunlicher: Gerade an den kältesten Tagen muss nicht geheizt werden. Wegen des dann meistens klaren Himmels kann an solchen Tagen die Sonne den Restenergiebedarf decken. Die Heizung läuft deshalb fast immer nur bei Außentemperaturen, die noch gut über 0°C liegen.

Lüften über Fenster darf man wie im normalen Haus. Damit können auch Temperatur- Unterschiede innerhalb des Hauses bewirkt werden. Dauerhaft niedrigere Temperaturen in einzelnen Hausbereichen oder nächtliche Temperatur- Absenkungen sind aber kaum möglich, weil die Wärmeabgabe nach außen so gering ist und auf der anderen Seite die Baumasse des Gebäudeinneren sehr lange Zeit ausreicht, auch ohne weitere Beheizung für Wärme zu sorgen. Deshalb ist es auch so wichtig, im Passivhaus eine große Funktionsanzeige an der Fernbedienung zu haben. Man würde sonst erst nach Tagen merken, wenn mal eine Betriebsstörung aufgetreten ist.

Alle bisherigen Bewohner eines Passivhauses haben sich gut an dünnere Bettdecken gewöhnt und in Befragungen konnte festgestellt werden, dass sie insgesamt mit ihren Häusern wesentlich zufriedener sind als Bewohner von Niedrigenergiehäusern. Hierzu führte proKlima (Stadtwerke Hannover) Untersuchungen in den Siedlungen Hannover- Kronsberg durch.

Das beschriebene Passivhaus kann auch für Kühlung im Sommer sorgen. Wer den Stromverbrauch des Lüftungsgeräts nicht scheut (ca. 100 Watt), der verschafft sich Kühlung über den Erdreichwärme- Tauscher und darf nun wenigstens im Sommer kühler schlafen als andere. Damit sind wir beim Strom.

Wer ein solches Haus hat, der wird sehr viel Spaß bei der Suche nach vermeidbaren Energieverlusten haben, seine Wäsche womöglich in einem Schrank trocknen, die von der Abluft aus dem Haus durchströmt wird und nicht bei den berüchtigten "Standby"- Geräten enden, die beim Warten schon Strom verbraten. 
Beim Kauf von Elektrogeräten wird er nach Stromverbrauch wählen und vielleicht auf das ein oder andere Gerät ganz verzichten. Die großen Verbrauchsunterschiede werden zum Beispiel im Vergleich von Computern deutlich: Die tragbaren mit Flachbildschirm verbrauchen nur einen Bruchteil der "normalen" an Strom.

Aber da locken noch die Sonnenzellen. Zurzeit darf der damit erzeugte Strom insgesamt an das Stromnetz des Energieversorgers für 99 Pfennig je Kilowattstunde verkauft werden - garantiert für 20 Jahre! Daneben darf man den selbst benötigten Strom für etwa 13 Pfennig aus dem Netz ziehen. Auch nicht schlecht - oder? Diese Technik, mit der sich Sonnenenergie ganz direkt in Strom verwandelt, heißt Photovoltaik - kurz PV. Die dafür benötigten Sonnenzellen sind aber noch teuer. Außer den Sonnenzellen benötigt man noch Kabel, einen Wechselrichter, der den gewonnen Gleichstrom an die normale Netzspannung anpasst und einen zweiten Zähler, der das Geld anzeigt. Denn es gibt ja für eine  Kilowattstunde eine Mark.

Je Quadratmeter Solarzellen werden in unserer Gegend jährlich etwa für 100 DM Strom produziert. Nun der Pferdefuß: Die Anlage kostet etwa 1.500 DM je Quadratmeter und muss deshalb je Jahr bei 8% für Zinsen und Tilgung mindestens mit 120 DM je Quadratmeter bezahlt werden. Dazu kommen jährliche Zählermiete und ggf. Versicherungs- Kosten für die teure Anlage - bei 40 Quadratmetern immerhin rund 60.000 DM. Beim Neubau sollten Sie sich für In-Dach- Systeme erwärmen. Damit werden dann die Dachdeckerkosten für 40 Quadratmeter eingespart.

Eine solche Anlage wird zur Zeit von der Kreditanstalt für Wiederaufbau mit zinsverbilligten Krediten zusätzlich gefördert. Je Quadratmeter können für 10 Jahre 1.350 DM zu 2% Zinsen in Anspruch genommen werden. Wegen der erhöhten Tilgungsrate wird man aber in den ersten zehn Jahren keine Erleichterung verspüren. Aber danach wird man sich nicht nur Kraftwerksbetreiber nennen dürfen, sondern auch langsam in die Gewinnzone fahren.

Hat man die Gewinnerwartung bereits von Anfang an und kann sie dem Finanzamt glaubhaft machen, was mit rechnerischen Nachweisen funktioniert, dann ist man sogar gewerblicher Kraftwerksbetreiber. Man bekommt nun den Mehrwertsteueranteil für die Anlage zurück (bei 40 Quadratmetern etwa 8.300 DM) und darf einen Teil der Nettokosten und die Kosten für Zählermiete und Versicherung jährlich von der Steuer absetzen. Aber man muss den Gewinn aus dem Stromverkauf versteuern und erhält von der KfW auch nur noch die Hälfte des zinsverbilligten Darlehens. Die lange Lebensdauer solcher Anlagen (mechanische Teile kommen nur im Stromzähler vor) lohnt ein genaues Rechnen und eine Spekulation über den Stand der Energiepreise nach Ablauf von 20 Jahren. Im Passivhaus könnte man sich dann ganz unabhängig von Energieversorgern machen. Dazu wären nur Speicherbatterien nachzurüsten. 

Das soll es nun gewesen sein. An den LeineBlick gerichtete Fragen werde ich gern versuchen zu beantworten. Viel Spaß beim Vermindern der jährlichen Ausgaben wünscht Ihnen

Fred von der Lage

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